Verabschiedung der Abiturientia 2006
des Erzbischöflichen St. Ursula-Gymnasiums in Brühl
am 17. Juni 2006

Ansprache von OStD i.K. Werner Otte




Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

die Fußballweltmeisterschaft hat begonnen und die deutsche Nationalmannschaft hat die ersten Hürden gut genommen. Das war nicht unbedingt zu erwarten, und wer weiß, ob sie überhaupt an der Weltmeisterschaft hätte teilnehmen können, wenn sie sich Qualifikationsspielen hätte stellen müssen.

Im Gegensatz zur Nationalmannschaft sind Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, „Qualifikationsspiele“ nicht erspart geblieben: 4 Jahre Grundschule, 6 Jahre Sekundarstufe I, 1 Jahr Einführungsphase in die Sekundarstufe II und zuletzt 2 Jahre Qualifikationsphase mit Mindestpunktzahlen im Grund- und Leistungskursbereich, um in der Endrunde der Abiturprüfungen „mitspielen“ zu dürfen.

Nach dem Finale gratuliere ich Ihnen noch einmal - auch im Namen des Lehrerkollegiums und Ihrer jüngeren Mitschüler - ganz herzlich zur Erlangung der Allgemeinen Hochschulreife.

Mit dem heutigen Tag ist jedoch die Zeit des Lernens nicht vorbei; aber - um im Bild des Sports zu bleiben - ab heute spielen Sie nicht mehr in der Schulmannschaft, sondern müssen sich in der Berufsausbildung regionalem Wettbewerb und im Studium nationalem Wettbewerb stellen. Und Ihnen allen bleibt nicht erspart, sich im Zeitalter der Globalisierung auch dem internationalen Wettbewerb zu stellen – ob man das gut findet oder nicht.

Sind Sie darauf vorbereit? Oder muss man auf Grund der PISA-Studien die Sorge haben, dass deutsche Abiturienten international dieselben Probleme haben wie deutsche Fußballmannschaften? Hohe Ansprüche, aber körperlich und mental zu langsam, zu wenig Laufbereitschaft, zu wenig technisches und taktisches Können1, zu wenig Ansprüche an sich selbst. Zu satt?

Zweifellos gibt es unter den deutschen Abiturienten „Minimalisten“; doch beweist auch Ihr Jahrgang, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, dass es genügend Bildungsreserven gibt, sehr viele junge Menschen, die sich anzustrengen bereit sind und die es verdient haben, in jeder nur denkbaren Weise gefördert zu werden, wie wir Lehrer es an unserem Gymnasium gemeinsam mit Ihren Eltern zu tun versucht haben – ich denke: mit gutem Erfolg.

Ein kurzer Blick auf die Prüfungsergebnisse im 4. Fach ist ein Beleg dafür; denn die Durchschnittsnote aller 108 Prüfungen ist genau 2,3. Zu diesem guten Schnitt kommt es, weil 92 von Ihnen mindestens die Note „befriedigend“ erreicht haben, 64 - und damit deutlich mehr als die Hälfte - die Noten „gut“ oder „sehr gut“, 33 die Note „gut“ und 31 die Note „sehr gut“ und davon noch einmal 10 sogar die Note „sehr gut plus“.2

Dass es viele junge Menschen gibt, die sich anzustrengen bereit sind, zeigt auch die Tatsache,

dass einige von Ihnen im Laufe der Schulzeit an Wettbewerben wie z.B. der Chemieolympiade teilgenommen haben
dass einige von Ihnen auch in den Schulferien zu lernen bereit waren und an Physik-Herbstakademien der Universität Bonn oder an Sommerakademien der Hochbegabtenstiftung der Kreissparkasse Köln teilgenommen haben,
dass 15 von Ihnen sich freiwillig zu einer oder sogar zwei mündlichen Prüfungen gemeldet haben mit dem Ziel, die Endnote um 1/10 zu verbessern,
dass 13 von Ihnen auch in der 13 noch an DELF-Prüfungen teilgenommen haben,
dass 19 von Ihnen noch in dieser Woche an Zertifikatsprüfungen in Italienisch teilgenommen haben,
dass Barbara Engels Schulzeitverkürzung in eigener Regie betrieben hat, von Klasse 7/I nach 8/II gesprungen ist und nicht nur nach 12 Jahren das Abitur bestanden hat, sondern sich mit 2 freiwilligen Prüfungen auch noch die Note 1,0 erkämpft hat,
dass Katharina Schmidt in der Mittelstufe gleich zweimal gesprungen ist. So hat sie das Abitur nach nur 11 Jahren geschafft – ebenfalls mit der Note 1,0 - , hat neben der Schule schon 4 Semester Anglistik-Vorlesungen und -Seminare der Universität Köln besucht und stellt sich schon der Zwischenprüfung.

Eine besondere Erwähnung verdienen aber auch die 6 Abiturientinnen und Abiturienten, die nach der 10. Klasse der Realschule zu uns gekommen sind, und Xenia Bratsky, die sogar von der Hauptschule gekommen ist. Auch sie unterstützen meine These von den anstrengungsbereiten jungen Menschen, die es verdient haben, besonders gefördert zu werden, und die an unserem Gymnasium wirklich wie an kaum einer anderen Schule betreut werden. Ihr Weg zum Abitur war nicht einfach und deshalb freuen wir uns über Ihren Erfolg ganz besonders.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
Sie haben an unserem Gymnasium in einem Umfeld lernen können, das von einem harmonischen Miteinander von Eltern, Lehrern und Schülern geprägt ist und das allen hektischen Modernismen und politischen Schnellschüssen zum Trotz auf bewährte Traditionen und langfristige, zielorientierte Entscheidungen gesetzt hat. Wir sind allem Neuen gegenüber selbstverständlich aufgeschlossen, aber nicht um jeden Preis, und wo wir Spielräume haben, da nutzen wir sie für unsere Schüler.3

Und weil nur tote Fische mit dem Strom schwimmen, haben wir auch das Erziehen in der Schule nie aufgegeben und hätten uns eigentlich amüsieren können, als das Kultusministerium vor 6 Jahren zu einem Bündnis für Erziehung aufrief; denn wir hatten dieses Bündnis schon immer und pflegen es sehr bewusst.

Amüsant war es aber deshalb nicht, weil ausgerechnet die Generation, die Unsicherheit und Ratlosigkeit in Erziehungsfragen zu verantworten hat, sie nun lauthals beklagte angesichts der unerfreulichen Ergebnisse.4 Und da die Ergebnisse in der Zwischenzeit noch unerfreulicher geworden sind, hat nun auch die Bundesfamilienministerin zu einem Bündnis für Erziehung aufgerufen. 5

Dabei ist eigentlich alles ganz einfach, wenn man das Jesuswort bedenkt: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“.6

Wer Äpfel ernten will, muss Apfelbäume pflanzen.
Wer Birnen will, muss Birnbäume pflanzen.
Wer erzogene Menschen haben will, muss junge Menschen erziehen.
Wer eine werteorientierte Gesellschaft will, muss sagen, an welchen Werten sie sich orientieren soll.
Und wer nach der Verbindlichkeit der Werte fragt, muss nach der Wahrheit fragen und nicht den Konstruktivismus predigen.

Dieselbe Erkenntnis hat der römische Dichter Vergil in den Vers gebracht: „Quídquid agís, prudénter agás et réspice fínem“. Man soll sein Tun vorausschauend planen und immer die Folgen bedenken. Oder wie ich es den Kleinen in der Klasse 5 einzuprägen versuche: Nachdenken heißt nicht „nachher denken“, sondern „vorher denken“.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
das Denken, und zwar das unabhängige, selbständige Denken und das nüchterne Urteilen sollten Ihr Tun in der Zukunft immer bestimmen, und ich hoffe, dass wir dazu im Unterricht und darüber hinaus Fundamente gelegt haben, auf denen Sie weiterbauen können.7

Zugegeben: Das unabhängige, selbständige Denken und das nüchterne Urteilen sind nicht immer einfach; denn in unserer Gesellschaft steht das Meinen viel höher im Kurs als das Denken.

Wie anders ist es zu erklären, dass unsere Bundeskanzlerin im Politbarometer ganz oben steht, obwohl vor der Wahl viele meinten, dass sie dem neuen Amt nicht gewachsen sei, und ihr Vorgänger tönte: „Die kann das nicht“.

Wie anders ist es zu verstehen, dass der designierte Finanzminister der CDU im Wahlkampf mit seinen Steuerplänen gescheitert ist, obwohl heute eine große Zahl von Mitbürgern sein Konzept für sehr gut und für sehr gerecht hält.8

Wenn Sie mich fragen, warum das Kirchhof-Modell gescheitert ist, dann lautet meine einfache Antwort: Weil die meisten Deutschen die Prozentrechnung nicht beherrschen. Sie haben sich von unserem damaligen Bundeskanzler einreden lassen und haben wirklich geglaubt, dass dann, wenn jeder von seinem Einkommen 25% an Steuern zahlen muss, alle dasselbe bezahlen – die Krankenschwester ebensoviel wie der Oberarzt oder der Professor – als ob 25% von 2.000 € dasselbe wären wie 25% von 10.000 €. Könnten die Deutschen besser rechnen, hätten wir heute vielleicht eine andere Regierung. So banal kann Politik sein! Doch darf sie so banal sein? Ich meine: nein!

Und deshalb möchte ich heute meine letzte Chance nutzen, an Sie zu appellieren: lassen Sie sich nie gedankenlos einfach vom Strom der Zeit treiben und hängen Sie sich nie einfach an Trends oder Meinungen an, sondern machen Sie sich in allen wichtigen Bereichen sachkundig und versuchen Sie dann, durch eigenes Nachdenken zu eigenen begründeten Urteilen zu kommen9, und haben Sie den Mut, ihre eigenen Positionen öffentlich zu vertreten.

Wenn Sie das tun, werden Sie nicht immer Beifall finden, und manchmal bedarf es der Tugend der Tapferkeit10; aber manchmal wird man Jahre später in seinen Ansichten bestätigt, und das aus Ecken, von denen man es gar nicht erwartet hätte.

So habe ich in der Vergangenheit nie einen Hehl aus meiner besonderen Wertschätzung für Kardinal Ratzinger gemacht und habe z.B. im Jahr 2000 an dieser Stelle die rhetorische Frage gestellt: „Ist es nicht einfach ein Zeichen von arroganter Dummheit, wenn manches kleine Licht meint, Kardinal Ratzinger einfach mit links abqualifizieren zu können?“11

In den Sommerferien 2002 hatte ich noch einmal Ratzingers „Einleitung in das Christentum“ gelesen und war von der Qualität des Buches so angetan, dass ich nach den Ferien in der Lehrerkonferenz einen Ausschnitt vorgelesen und auch den Nichttheologen die Lektüre empfohlen habe.

Damals war die „Einführung in das Christentum“ in jeder Buchhandlung leicht zu bekommen, nach der Papstwahl war sie direkt vergriffen. So schnell ändern sich in unserer Gesellschaft die Meinungen.12

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
wahrscheinlich können Sie sich gar nicht vorstellen, wie verwundert ich mir die Augen rieb, als ich im März dieses Jahres die Titelseite des SPIEGEL sah: „Jeder für sich – Wie der Kindermangel eine Gesellschaft von Egoisten schafft.“13

Sofort erinnerte ich mich an meine 1. Abiturrede von 1986, in der ich vor dem Begriff der Selbstverwirklichung gewarnt und ihn durchkonjugiert habe: ich verwirkliche mich; du verwirklichst dich; er,sie,es verwirklicht sich usw. Jeder für sich – Egoismus im Singular und Plural.14 Dem habe ich immer wieder als Prinzip des Christentums das Prinzip „für andere“ entgegengestellt – in der Gesellschaft, in der Schule, in der Familie.15

Und nun lese ich ausgerechnet im SPIEGEL: „Die Familie ist die erfolgreichste Formation, gerade in Krisenzeiten. Ausgerechnet diese belastbarste Form für das Überleben der Gattung wurde […] zertrümmert. Heute, wo man klarer sieht, sieht man: Wir haben uns die eigenen Lebensgrundlagen entzogen.16

Dabei geht es nicht nur um die knapp gewordene Ressource „Kind“, über die man nun heftiger und verzweifelter diskutiert als übers Erdöl.17 Es geht auch um die Ressource „Liebe“.[…] 18 ‚Eine Gesellschaft braucht […] ein Minimum an wachsenden Familien, damit die Selbstlosigkeit, die in Familien produziert wird, in der Gesellschaft spürbar wird. […].’ Und das ist nicht die Sprache der romantischen Illusion, sondern die der Selbsterhaltung, der Biologie! Eine Schöpfungsnotwendigkeit, an der wir herumgefummelt haben, bei Strafe unseres Untergangs!“ So der SPIEGEL!19

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
für Spiegel-Leser mag das neu sein, Bibelleser überrascht das nicht. Sie wissen „seit Adam und Eva“, dass der Mensch dann, wenn er an der „Schöpfungsnotwendigkeit herumfummelt“, das Paradies verliert. Das aber war das Letzte, was man Ende der 60er Jahre hören wollte.

Der SPIEGEL bestätigt das: „Die Kommunarden […] sagten: Nie wieder Familie, nie wieder Deutschland! [….] Sie wollten die Gesellschaft in ihrem innersten Bereich revolutionieren, wollten Eigentum und Egoismus bekämpfen und Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit leben. Allerdings: Wie lebt man Brüderlichkeit ohne Brüder? Die Bewusstseinstrübung […] bestand in der Zertrümmerung der Familie, der Auflösung der Kernzellen unseres Lebens, unserer Menschwerdung. Das Grundbesteck aus Geben und Nehmen, aus Verantwortung, Selbstaufopferung und Hilfe lässt sich nur in der Familie lernen. […]

[Doch] die Familien zerfielen weiter und weiter, denn in Gesellschaften, in denen nur noch Neigungen zählen, sind langfristige Bindungen kaum noch möglich. […] Wo alle Optionen immer gleichzeitig offenzubleiben haben, schafft es überhaupt noch jede zweite Großstadtehe zusammenzubleiben, womit eine ganze Menge Scheidungskinder in die Welt kommen, die zunehmend Sozialämter und Schulbehörden beschäftigen. […] Und da die meisten ohne ihren Vater aufwachsen, sind sie ohne Rollenmodelle und suchen sich diese auf der Straße. Die vaterlose Gesellschaft, das Sehnsuchtsziel der 68er, ist in Wahrheit eine der Verwahrlosung […].

Und längst haben die staatlich angestellten Sozialingenieure kapituliert. Jahrelang hatten sie versucht, sich den Zerfall der Familien schönzureden. Im Dezember 1997 noch brachte das Magazin „Familie&Co“ einen Artikel über Alleinerziehende. Dort […] war Erstaunliches zu lesen: ‚Mutter und Kind(er) eine Familie? Und was ist mit dem Vater? Fehlt da nicht etwas? Wir meinen: nein!“ Denn „Kinder ohne Väter werden selbständig, selbstbewusst und lebenstüchtig – sofern sie in einem liebevollen Umfeld mit einer Mutter aufwachsen, die ihre Situation als positive Herausforderung betrachtet.’

Mit Recht wundert sich da der Laie [– heißt es im SPIEGEL weiter]. Das war, als würde man in der „ADAC-Motorwelt“ lesen: „Braucht man für ein Auto die linken und die rechten Reifen? Wir meinen: nein! Die linken genügen. Hauptsache ist, dass die Situation als positive Herausforderung empfunden wird.“

Das Fazit des SPIEGEL? „Knapp 10 Jahre später ist es deutlich kälter geworden im Land, und der Weg, den die […]Gesellschaft nun vor sich liegen sieht, ist steinig. […] Kein schöner Anblick, weder für Erwachsene noch für Kinder.“20

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
da ich 1966 Abitur gemacht habe, habe ich die 68er-Zeit und ihre Folgen hautnah miterlebt und habe von Anfang an Gegenposition bezogen.21 Es freut mich aber keineswegs, dass ich mich heute weitgehend bestätigt fühlen kann; denn es geht nicht um Rechthaberei. Vielmehr schäme ich mich, welch „steinigen Weg“ und welch ungeordneten Zustände meine Generation Ihnen als der kommenden Generation überlässt – Probleme über Probleme, „kein schöner Anblick.“

Mit der Analyse des Spiegel, die auch von Kardinal Meisner stammen könnte, die dann aber sicher Empörung ausgelöst hätte, möchte ich Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, jedoch nicht Angst vor der Zukunft machen. Im Gegenteil! Ich möchte Sie ausdrücklich ermutigen, Ihre Zukunft mit Gottvertrauen nun selbst in die Hand zu nehmen. Gott hat jedem von Ihnen bestimmte Talente geschenkt. Vergraben Sie sie nicht, sondern setzen Sie sie dafür ein, die Fehler meiner Generation zu korrigieren. Diese Fehler sind allerdings nicht leicht zu beheben; denn Sie haben mit Lebenseinstellungen zu tun, die sich über einen langen Zeitraum verfestigt haben und weitaus verführerischer sind als die notwendigen Problemlösungen.

Lassen Sie sich nichts vormachen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten: Das Leben ist spannend und etwas ganz Tolles. Freuen Sie sich deshalb auf die Jahre, die vor Ihnen liegen. Aber das Leben ist nie nur Spaß und Vergnügen, auch die Anstrengung und die Arbeit, ja auch das Leid gehören dazu. Eine Gesellschaft lebt nicht davon, dass jeder seinen Spaß bekommt22, vielmehr davon, dass jeder Verantwortung zu übernehmen und zum Gemeinwohl beizutragen bereit ist.23 Das gilt auch für die Schule.

Daher war ich als Schulleiter immer darauf bedacht, dass Ihnen für alle Fächer ausreichend viele und qualifizierte Lehrer zur Verfügung standen und dass in besonderen Fällen auch kleine Kurse bestehen bleiben konnten. Ebenso wichtig aber war und ist mir das Ziel, möglichst allen Schülern die Schule zu einem Stückchen Heimat werden zu lassen, wo man sich wohlfühlt, „weil nur in einem angstfreien Klima Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wachsen kann“.24

Ein solches Ziel kann man natürlich nicht allein verwirklichen, und daher bin ich unserem Kollegium sehr dankbar, dass es sich in dieselbe Richtung engagiert, dass Ihre Lehrer Ihnen nicht nur einen fachlich qualifizierten Unterricht bieten wollten, son-dern dass Sie ihnen immer auch als Menschen wichtig waren – auch da, wo unser Miteinander im Interesse des Gemeinwohls nicht ganz spannungsfrei war. Insgesamt aber dürfte gelten: mehr Information, mehr individuelle Beratung und mehr persönliche Begleitung auf dem Weg zum Abitur, als Sie bei uns erfahren haben, geht nicht.

Für das Gemeinwohl unseres Gymnasiums haben sich auch so viele von Ihnen eingesetzt, dass ich hier nur einige Bereiche und Namen beispielhaft nennen kann:

Beginnen wir mit der Schülervertretung, so fallen mir Marvin Muvunyi und Lena Butsch als Schülersprecher ein, andere als Stufensprecher, Kurssprecher oder in jungen Jahren als Klassensprecher. Sie alle haben in den verschiedenen Bereichen in guter Weise die Interessen Ihrer Mitschüler vertreten.
Um unser Gymnasium als katholische Schule hat sich besonders Heidi Pörings verdient gemacht; sie hat viele Schulmessen mit vorbereitet und gestaltet, war Lektorin und hat auch beim Weltjugendtag eine leitende Aufgabe im Kernteam übernommen.
Viele von Ihnen haben in den verschiedenen Musikgruppen mitgemacht, die uns zahlreiche Konzerte geboten haben, an die man gerne zurückdenkt, wie z.B. an den 3. November 1998, als Sie im Unterstufenchor „Käpt’n Noahs schwimmenden Zoo“ aufgeführt haben. Damals gab es übrigens auch den 1. Auftritt der „Pink Panters“ mit Ellen Kürten, Clarissa Roll und Christopher Zaun.
3 Violinen, 1 Viola, 1 Kontrabass, 1 Posaune, 3 Flöten und die dazu gehörenden Personen verlieren Herr Menke und wir alle im Schulorchester, darunter Anna Kynast als Konzertmeisterin.
Vermissen werden wir auch die Stimmen von Christina Schreinemacher und Stefanie Hartmann und von 7 Mitgliedern des Schulchors, vermissen werden wir Johannes Fischer am Klavier und viele andere.
Bei Handballturnieren haben uns Jörg Bremser, Thomas Schleder, Carmen Giesen und Anja Keller sehr unterstützt.
Und wer denkt nicht gerne an Ihre Theater-Aufführung mit Herrn Hardt zurück und die neuen Akzente, die Sie in Frau Röddings Tanzgruppen gesetzt haben, zuletzt beim Schulball, dessen Moderation bei Gereon Helmes und Sabrina Breuer in besten Händen lag.

Für das Gemeinwohl setzen sich an unserem Gymnasium auch viele Eltern ein. Ohne sie gäbe es keinen Schulkiosk und keine Schulbälle, ohne die Initiative der Eltern wäre auch das Sozialpraktikum nicht eingeführt worden. Mein Dank gilt hier u.a. Frau Römer-Moch, Frau Giesen, Frau Keller, Herrn Lambrich, Frau Stüsser, Frau Wittenstein und Frau Wyss.

Ohne die Eltern hätten Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, auch nicht die Bibliothek benutzen können, ein Service, für den ich mich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bedanken möchte. Mütter der ersten Stunde sind aus dieser Runde Frau Helmes, Frau Kurowski, Frau Kynast und Frau Butsch – dazugekommen sind Frau Arft, Frau Schreiber, Herr Schumacher; Frau Stevens, Frau Stüsser, Frau Wyss und Frau Zaun – ich hoffe, ich habe keinen vergessen.

Danken möchte ich ferner allen Eltern, die mit ihren Beiträgen an den Förderverein der Schule zusätzliche Möglichkeiten eröffnen wie mit der neuen School-Lounge. Sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass große Projekte nur als Mannschaftsspiel gelingen. Die Idee habe ich vor 20 Jahren von der Einweihung der Domsingschule mitgebracht und vor 10 Jahren in die Planung der Neubauten eingebracht. Der Förderverein schließlich hat sie aufgegriffen und in kürzester Zeit realisiert25 – übrigens mit einem ehemaligen Schüler als bauleitendem Architekten.

Und auch viele von Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, haben ihren Beitrag zur Ausgestaltung des Raums geleistet: mit den „Deutschland“-Impressionen zur Fußballweltmeisterschaft. Aber halten wir fest: der Raum stünde Ihnen in Zukunft nicht für Ehemaligentreffen zur Verfügung, wenn nicht der Vorsitzende des Fördervereins sich die Idee zu eigen gemacht und mit seinen Mitstreitern im Vorstand und Beirat - unter ihnen auch Herr Hilger - so tatkräftig umgesetzt hätte. Vielen Dank, Herr Helmes; schade, dass mit Gereon wohl auch Ihre Schulzeit bei uns zu Ende geht.

Einsatz für das Gemeinwohl geht manchmal über die eigene Schule hinaus – auch das ist bei diesem Abiturjahrgang und seinen Eltern besonders deutlich.

Als 1999 die Bestimmungen für die Schülerfahrtkosten geändert wurden, stellte sich die Frage, ob aus Bereichen wie Bornheim, Hürth und Erftstadt nur noch Kinder finanzkräftiger Eltern unser katholisches Gymnasium besuchen könnten. Unter dem Vorsitz von Frau Römer-Moch war sich die Schulpflegschaft schnell einig, dass dies nicht sein dürfe, und gründete den SchülerTicket-Ausschuss, dem auch Frau Stüsser, Herr Berndhäuser und Herr Schumacher angehörten. Es wurden zahllose Briefe verschickt, es gab Termine mit Presse und Fernsehen, und tatsächlich haben wir mit Unterstützung des Schulträgers, der Medien, der Schüler und der Eltern die Einführung des SchülerTickets erstritten – „ein Lehrstück“ in Sachen Politik, wie es damals im Kölner Stadtanzeiger hieß, das auch anderen Schulen zugute kam.26

Das Meisterstück ist uns aber in den beiden letzten Jahren gelungen; denn als die alte Landesregierung die Zuschüsse für die Privatschulen kürzen wollte, haben die Katholischen Schulen des Erzbistums zum Widerstand aufgerufen, haben in kürzester Zeit über 130.000 Unterschriften gesammelt und 30.000 Schüler, Lehrer und Eltern zu einer Großdemonstration in Düsseldorf zusammengebracht. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben: die neue Landesregierung hat die Kürzungen zurückgenommen. Und mit Stolz dürfen wir sagen: unser St. Ursula-Gymnasium in Brühl hat an dem Erfolg nicht geringen Anteil. Unsere Schulpflegschaftsvorsitzende, Frau Römer-Moch, war die Sprecherin des unter ihrem Vorsitz gegründeten Aktionsbündnisses „Hände weg von unseren Schulen“, und auch sonst liefen hinter den Kulissen viele Fäden bei uns zusammen; denn bei schulpolitischen Aktionen verfügen wir mittlerweile über eine große Erfahrung und wissen, dass wir uns dabei immer auf unsere Schüler und unsere Eltern verlassen können.

Liebe Frau Römer-Moch, auch für Sie geht mit Ihrem Sohn die Schulzeit bei uns zu Ende und deshalb möchte ich Ihnen noch einmal ausdrücklich danken für die Impulse, die Sie dem Leben an St. Ursula über den Tag hinaus gegeben haben.27

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
Ihre Lehrer, Ihre Eltern und auch Sie selbst haben in den vergangenen Jahren unsere Schule sehr lebendig gemacht. Wir haben gearbeitet und gelernt, wir haben gefeiert und Spaß gehabt, aber wir haben auch Verantwortung übernommen, haben uns als mündige Christen und mündige Staatsbürger für das Gemeinwohl eingesetzt und haben dabei viel erreicht. Das sollte Ihnen Mut für die Zukunft machen. Probleme sind da, um gelöst zu werden, und der Mensch wächst an seiner Aufgabe.

Ich traue Ihnen viel zu. Trauen auch Sie sich viel zu und - trauen Sie Gott viel zu; denn „wir haben […] die beste Botschaft, die es auf der Welt gibt: Die Botschaft, dass Gott uns liebt, dass er uns in Christus ganz nahe gekommen ist, dass es keine hoffnungslosen Fälle und [keine] ausweglosen Situationen gibt.“28

Diese Frohe Botschaft von Gottes bleibender Nähe möge Sie auf Ihrem weiteren Lebensweg begleiten und Ihnen Mut machen für die Gestaltung der Zukunft.






1 Vgl. Joachim Löw (Assistent von Bundestrainer Klinsmann) vor der WM: „Wir machen Übungen, die eigentlich in den Jugendbereich gehören. In Ländern wie Holland können die Spieler das schon, wenn sie in die Seniorenauswahl kommen.“ In: Kölnische Rundschau vom 25.05.2006

2 Der Abiturjahrgang 2006 dürfte in der Spitze einer der besten der Schule überhaupt sein; denn nicht weniger als 6 Abiturienten haben die Durchschnittsnote 1,0 erreicht.

3 Wir sind z.B. grundsätzlich für das Zentralabitur, und daher waren Mitglieder unseres Kollegiums bereit, für den ersten Durchgang im nächsten Jahr Abiturvorschläge für das Ministerium zu erarbeiten – Frau Schwellenbach und Herr Müller für das Fach Italienisch, Frau Heinen für das Fach Deutsch. Auf der anderen Seite haben Herr Hardt und Frau Morell für die Fachkonferenz Deutsch in einem Schreiben an die Ministerin ihre Bedenken gegenüber dem Benotungsverfahren zum Ausdruck gebracht, und haben unsere Lehrer beschlossen, sich mit der jetzigen 12 nicht an den Probeklausuren zu beteiligen, damit unsere Schüler bis zum Abitur nach dem System benotet würden, das ihnen vertraut ist. Man sieht: es geht uns immer in erster Linie um un-sere Schüler. Und offenbar geben uns die Erfahrungen anderer Gymnasien mit den Probeklausuren wieder einmal Recht.

4 Viele Schulen klagen nicht nur über unerzogene und erziehungsresistente Schüler, sondern auch über erziehungsunwillige und erziehungsunfähige Eltern. Dabei sollte man jedoch m.E. nicht immer nur auf die Eltern schimpfen (immerhin haben sie „ja“ zu Kindern gesagt), sondern ernsthaft nach der Mitverantwortung der Generation fragen, die die heutige Elterngeneration erzogen bzw. nicht erzogen hat. Vgl. dazu meine folgende „Modellrechnung“: Wenn heute Eltern ihr Kind zur Klasse 5 anmelden, ist das Kind in der Regel 10 Jahre alt. Wenn die Eltern bei der Geburt des Kindes 30 Jahre alt waren, sind sie bei der Anmeldung 40 Jahre alt. Wann waren sie 15? Vor 25 Jahren. Welches Jahr schrieb man damals? Das Jahr 1981. Wenn man nun überlegt bzw. weiß, nach welchen „Konzepten“ viele Kinder 1981 zu Hause und/oder in der Schule erzogen oder eben nicht erzogen worden sind, dann kann man ihnen als Erwachsenen kaum vorwerfen, dass sie ihre eigenen Kinder nicht erziehen können. Wo sollten sie es gelernt haben? Vgl. dazu auch: Jahresbericht 1993 – St. Ursula-Gymnasium Brühl, S. 101: „Ausgesprochen kontrovers ging es im Vortrags- und Diskussionsabend mit dem Antipädagogen Hubertus von Schoenebeck zu. Wie sollen Lehrer und Eltern unseres Gymnasiums reagieren, wenn ihnen, gerade wegen ihres erzieherischen Engagements, Menschenrechtsverletzung gegenüber den Kindern vorgeworfen wird? Sollen sie den Veranstaltungsort ostentativ verlassen oder sich ernsthaft mit einer solchen These auseinandersetzen? Geschehen ist beides am Abend, als von Schoenebeck unter dem Thema: UNTERSTÜTZEN STATT ERZIEHEN sein Konzept vorstellte. Der Antipädagogik geht es nicht um eine Alternative zur herkömmlichen Erziehung […], sondern um die Abschaffung von Erziehung.“

5 Pressemitteilung des bmfsfj vom 20.04.2006:"Bündnis für Erziehung gestartet" - Bundesministerin von der Leyen: "Werte geben Kindern und Eltern Halt und Orientierung" - Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie deren Fach- und Wohlfahrtsverbänden das "Bündnis für Erziehung" ins Leben gerufen. Das von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, der evangelischen Landesbischöfin Margot Käßmann sowie Georg Kardinal Sterzinsky heute in Berlin vorgestellte Bündnis unter dem Motto "Werte erwacsen" soll Kindern und Eltern wertegestützte Orientierung vermitteln. "Zu viele Eltern fühlen sich in der Erziehung ihrer Kinder verunsichert. Nicht selten fehlt es ihnen in Erziehungsfragen selbst an Orientierung. Wir beobachten heute zunehmend Erziehungsdefizite. Und es gibt eine Ungewissheit darüber, was Eltern fordern dürfen, wie sich Werte heranbilden und wer verantwortlich ist. Erziehung beginnt von Anfang an in der Familie. Aber weil Kinder früh und viel Zeit in den Kindergärten und Schulen verbringen, geht Erziehung auch nicht ohne diese Institutionen und die Menschen, die in ihnen arbeiten. Die Kirchen und ihre Verbände sind nicht nur starke Partner mit einem dichten bundesweiten Netz an Betreuungs- und Bildungseinrichtungen. Sie verknüpfen auch in besonderer Weise soziale und moralische Ansprüche. Werte wie Respekt, Verlässlichkeit, Vertrauen und Aufrichtigkeit sind Leitplanken, die unseren Kindern helfen, ihren Weg ins Leben zu finden", sagt Ursula von der Leyen. "Das heutige Bündnisgespräch mit beiden großen Kirchen ist ein viel versprechender Auftakt. Wir setzen auf die weitere Unterstützung aus vielen gesellschaftlichen Bereichen. Auch andere religiöse Gruppen sind herzlich eingeladen, sich in das neue Bündnis einzubringen", so von der Leyen. Im Bereich der Kindergärten in freier Trägerschaft stellen die kirchlichen Träger (Caritas und Diakonie) insgesamt 72,3 Prozent der Plätze. Dadurch bietet sich vom Start an eine große Breitenwirkung in vorhandene Strukturen. Die Bündnispartner wollen in mehreren Schritten vorgehen. Zunächst werden mit Experten und Fachkräften, Bausteine aus der Praxis für die Praxis zur Vermittlung von Werten in Kindertagesstätten, Schulen, und Weiterbildungseinrichtungen erarbeitet. Dieses Wissen soll über Vorträge, Erziehungsseminare oder den Ausbau von Eltern-Kind-Gruppen auch den Weg in die Familien finden. […]

6 Mt 7,16

7 Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Religionsunterricht zu: „Damit die Vernunft recht funktionieren kann, muss sie immer wieder gereinigt werden, denn ihre ethische Erblindung durch das Obsiegen des Interesses und der Macht, die die Vernunft blenden, ist eine nie ganz zu bannende Gefahr. […] Der Glaube hat gewiss sein eigenes Wesen als Begegnung mit dem lebendigen Gott – eine Begegnung, die uns neue Horizonte weit über den eigenen Bereich der Vernunft hinaus öffnet. Aber er ist zugleich auch eine reinigende Kraft für die Vernunft selbst. Er befreit sie von der Perspektive Gottes her von ihren Verblendungen und hilft ihr deshalb, besser sie selbst zu sein. Er ermöglicht der Vernunft, ihr eigenes Werk besser zu tun und das ihr Eigene besser zu sehen.“ Benedikt XVI. – Enzyklika „Deus caritas est“; zitiert nach: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 171 vom 25.12.2005, S. 37f.

8 vgl. Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie, von der die FAZ am 15.03.2006 (Nr. 63 / Seite 5), berichtet. Bei dieser Umfrage hat man übrigens bewusst vermieden zu sagen, dass es sich bei dem vorgestellten Steuerkonzept um das Kirchhof-Modell handelte.

9 Seien Sie nicht so naiv wie der Bundestagsabgeordnete, von dem die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 1.4.06 berichtete: „Als die Staatsministerin für Integration, Maria Böhmer, jüngst im Innenausschuß des Bundestags Zahlen des Demographen Herwig Birg präsentierte, denen zufolge der jüngere Teil der Großstadtbevölkerung, Menschen unter vierzig Jahren, schon 2010 zur Hälfte aus Einwandererfamilien bestehen werde, sagte ein entgeisterter Parlamentarier: „Aber das ist ja schon in vier Jahren!”

10 Zur Tugend der fortitudo: „Tapferkeit bedeutet die Bereitschaft, für Werte einzustehen – auch unter der Prämisse, gegen den Strom schwimmen zu müssen, ausgelacht zu werden, nicht konform und nicht „in“ zu sein und auch: zu scheitern. Mir ist bewusst, dass das oft in der Theorie leicht gesprochen, im Einzelfall jedoch zu immensen Konflikten führen kann […]. Aber das gehört zum Wesen des Christseins dazu: in seinen Werten herausgefordert zu werden.“ – Abt Jo-hannes Eckert (OSB) in: Die Tagespost vom 15.04.2006 – „Er liebe die Brüder und hasse die Fehler. – Was die Regel des heiligen Benedikt Managern und Führungskräften unserer Zeit zu sagen hat.“

11 Vgl. Jahresbericht 2000 St. Ursula-Gymnasium Brühl, S.192. Damals bezog ich mich konkret auf einen Pastoralreferenten, der sich unbedarft „kritisch“ zu Kardinal Ratzinger äußerte. - Kein ”kleines Licht” war dagegen Bundespräsident Rau, der Anfang des Jahres 2000 Kardinal Ratzinger in einer geradezu böswilligen Art und Weise kritisiert hatte. Vgl. Kirchenzeitung Köln vom 17.3.2000: ”Auch nahm [der Bundespräsident] in diesem Zusammenhang zur Ökumene Stellung und betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen ‚sehr viel intensiver‘ sei, ‚als manche im Vatikan das wissen‘. Ohne Ratzinger namentlich zu nennen, sagte Rau weiter, das gelte vor allem für den deutschen Theologen im Vatikan, dem das Abendgebet nachgesagt werde: ‚Lieber Gott, ich mach‘ dich fromm, wenn ich in den Himmel komm‘.” Die Reaktion von Kardinal Meisner: ”Was der Herr Bundespräsident im Hinblick auf Kardinal Ratzinger äußerte, widerspricht seinem staatsmännischen Motto ‚Versöhnen statt Spalten‘. Einen der engsten Mitarbeiter des Papstes durch das deutsche Staatsoberhaupt in einer solchen Weise apostrophiert zu sehen, macht fassungslos.” – vgl. auch Heiner Geißler (CDU) im Fernsehen: „Wenn ich Papst wäre, würde ich als erstes den römischen Ratzinger und den Kölner Kardinal Meisner absetzen und beide zu Dorfpfarrern machen.“ - zitiert nach Kirchenzeitung Köln vom 29.04.2005

12 Im Übrigen habe ich wahrscheinlich vor der Papstwahl auf den ein oder anderen Gesprächspartner provozierend gewirkt mit dem Satz: „Wenn Ratzinger Papst wird, gebe ich einen aus!“ Heute bin ich rehabilitiert; denn „wir sind Papst“.

13 DER SPIEGEL Nr. 10/6.3.06

14 „St. Martin 2003 - Ein Bettler hat im Schnee gesessen / Ganz ohne Hut und Abendessen, / Der wollt um milde Gaben bitten / Bei jemand, der vorbeigeritten. / Doch jener, ohne anzuhalten, / Sprach zu dem armen Bettelalten: / Ach, weißt du, wir erfrieren beide, / Wenn ich den Anorak zerschneide.“ - In: Aus dem Leben gekniffen. Bissig Gereimtes von E.W. Bücken; Bücken & Sulzer Verlag GbR, Overath 2004, S. 116

15 vgl. auch Benedikt XVI., „Deus caritas est“; a.a.O. S. 49: „Die Erkenntnis, dass in [Christus] Gott selbst sich für uns verschenkt hat bis in den Tod hinein, muss uns dazu bringen, nicht mehr für uns selber zu leben, sondern für ihn und mit ihm für die anderen.“

16 Heute sieht man nicht klarer, sondern man „erlebt“ die Folgen.

17 „Doch erst jetzt, wo sich die demographischen Trümmer nicht länger übertünchen lassen, die sozialpolitischen Kassen leer, die gesellschaftlichen Aussichten dunkel sind, melden sich Politiker zu Wort, die an den Wert der Kinder und der Familie erinnern. […] Wovor die meisten Politiker aber zurückschrecken, ist eine klare Warnung vor der Abtreibung, die jährlich mindestens 200.000 Kinder das Leben kostet.“ Claudia Kaminski, Editorial, Lebenszeichen, Zeitschrift für die Lebensbewegung Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (AlfA), Nr. 70, Frühling 2006

18 Hier wird auf das Buch von Frank Schirrmacher: „Minimum“ hingewiesen, erschienen im Karl Blessing Verlag, München, dem auch das folgende Zitat im Spiegel entnommen ist.

19 a.a.O. S. 79f.

20 a.a.O. S. 81

21 „Zur Strafe“ musste ich mich oft als „scheißbürgerlich“, „konservativ“, „ewig gestrig“, „reaktionär“ und „fortschrittsfeindlich“ einordnen lassen und konnte damit leben.

22 „Schni-Schna-Schnappi-Hitwunder vermitteln den Eindruck, ein beachtlicher Teil der Zeitgenossen sei mit dem nahtlosen Übergang vom Töpfchentraining zur Altersdemenz beschäftigt. Die Amüsierten genügen sich in ihrer Infantilität selbst, sie wollen nicht ernsthaft wissen, warum das Wasser durchsichtig und der Regenbogen bunt ist.“ - Christiane Florin, in: Rheinischer Merkur vom 8.12.05.

23 So auch der Trainer des FC Bayern München, Felix Magath: „Wir leben in einer Gesellschaft, die nur noch Richtung Spaß orientiert ist. Aber das ist nicht das Leben. Leben besteht aus der Wechselbeziehung Spaß und Verantwortung. Wer nur das eine will, geht in die verkehrte Richtung.“ Zitiert nach: Kirchenzeitung Köln 21/06 vom 26.5.2006, S.5

24 Zitat aus dem Informationsheft unseres Gymnasiums für Eltern der 4. Schuljahre, das auch die Eltern des Abiturjahrgangs 2006 vor 9 Jahren bekommen haben.

25 Am 22.05.2001 haben sich Vorstand und Beirat des FöV die beiden Räume angesehen, die damals der Europäischen Fachhochschule Brühl für Lehrveranstaltungen zur Verfügung gestellt worden waren. Am 16.11.2004 wurde in der gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Beirat die 1. Rückstellung von 2.500 € für das Projekt beschlossen, und schon am 06.12.2005 wurde die School-Lounge (für diese Raumbezeichnung hatten sich die Schüler mit großer Mehrheit in einem Wettbewerb ausgesprochen) vom Förderverein der Schule übergeben und von Pfarrer Wolff geweiht.

26 Kölner Stadtanzeiger vom 31.8.2000, abgedruckt in: Jahresbericht 2000, St. Ursula-Gymnasium Brühl, S. 98

27 Zum Glück sind diese Erfahrungen „ansteckend“; denn auch die nachfolgende Elterngeneration formiert sich schon: es gibt eine neue Initiative der Schulpflegschaft für den Außensport an der Dreifachhalle und es hat sich ein Ausschuss konstituiert, der schon heute die Landesregierung auf Probleme im Jahr 2013 hinweist und ein Konzept verlangt. Dann verlassen wegen der Schulzeitverkürzung in mehreren Bundesländern jeweils 2 Abiturjahrgänge die Gymnasien und drängen in die Universitäten und auf den Arbeitsmarkt.

28 Peter Hahne, ZDF-Journalist und evangelischer Theologe, in einem Interview mit der Kirchenzeitung Köln vom 17.12.2004


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