Kölnische Rundschau vom 16. Juni 2008



Kroatien ist Schul-Europameister



VON MATTHIAS HENDORF

Bei der Rundschau-Schul-EM ist das Finale im Südstadion ausgetragen worden. Das Anno-Gymnasium holte in einem spannenden Spiel gegen das Team der "Niederlande" der Willy-Brandt-Gesamtschule Kerpen den Titel.

Köln - Er hätte früh vorbei sein können, der kroatische Traum vom „Europameister“-Titel. Das gestrige Finalturnier der Rundschau-Schul-EM, vom Unternehmen Fielmann unterstützt, lief gerade eine dreiviertel Stunde, als Kroatien (Anno-Gymnasium Siegburg) und die Türkei (Marie-Curie-Realschule Bergisch Gladbach) ins Siebenmeter-Schießen gingen. Nach dem 2:2 in der regulären Spielzeit musste auf dramatische Weise ein Sieger ermittelt werden.

Es sind Momente, in denen Fußball-Heroen geboren werden. Florian Soika ist seit gestern einer, zumindest an seiner Schule. Der 16-jährige Torhüter der Kroaten hielt den Schuss von Christopher Heukeroth. Einen verwandelten Siebenmeter später hatte sein Team das Halbfinale erreicht. „Ich bin ein Spezialist für Strafstöße, die halte ich oft“, sagte der Torwart vom Bonner SC. „Schauen, wohin der Schütze schießt, und dann fliegen.“ Eine simple Rezeptur. Sie ebnete seinem Team letztlich den Weg zum Triumph bei der Schul-EM.

Im Finale bezwangen die Kroaten das Team der Niederlande (Willy-Brandt-Gesamtschule Kerpen) mit 5:2, obgleich sie bereits mit zwei Toren zurücklagen. „Da haben die Jungs eine Mega-Moral bewiesen“, lobte Trainer Arne Fischer. Der Sportlehrer wurde gestern 32, seine Spieler bescherten ein feines Präsent. „Dafür habe ich gerne auf Kaffee und Kuchen verzichtet, um mit den Jungs 'Europameister' zu werden“, sagte Fischer.

Auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, der Himmel erstrahlte im rundschautypischen Blau. Das steigerte neben dem teppichähnlichen Rasen im Südstadion die Lust der Schüler. „Es hat auf jeden Fall Bock gemacht, hier mitzuspielen“, sagte der „russische“ Verteidiger Kai Hasenkrug (Albertus-Magnus-Gymnasium Köln). Dafür sorgten zahlreiche Anhänger. Luise Dmoch, 15, und Marina Sibilis, 15, hatten zur Unterstützung der Niederlande orangefarbene Hawaiiketten und Luftballons gekauft, viele anderen hatten Fahnen mitgebracht.

Dass die Niederlande überhaupt ins Finale gelangte, hatte ein bisschen mit Wolfgang Webers Karriere zu tun. Der Vize-Weltmeister von 1966 und damit Leidtragender des Wembley-Tores überreichte die Siegerpokale. Im Halbfinale donnerte der Holländer Alessandro Cuomo einen Ball gegen die Unterkante der Latte, das Spielgerät sprang heraus, doch der Schiedsrichter gab den Treffer, die Niederländer hatten ihr Endspiel. „Ich weiß selbst nicht, ob der drin war“, gestand der 16-jährige Cuomo, dem das legendäre Wembley-Tor kein Begriff war.

Wolfgang Weber hingegen war überrascht von der fußballerischen Qualität, die die Schüler zeigten. „Ich bin kein Experte im Schulfußballbereich, aber die Jungs bieten wirklich fantastischen Fußball.“ Womit der 53-fache Nationalspieler Recht hatte. Im kroatischen Team überragten Philipp Dagge, Denny Ludwig und Jens Vogel, bei den Griechen Nico Suszka.

Honorig verhielt sich Axel Hemcke, Trainer der Tschechen. Vor dem Match um Platz drei kündigte er an, „ die kicken zu lassen, die weniger gespielt haben“. Eine feine Geste, die mit der 4:6-Niederlage keine Belohnung fand. Die erhalten die Kroaten: Sie verfolgen ein Match des FC in einer VIP-Loge des Rheinenergie-Stadions. Worüber sich nicht nur die Schüler freuten, auch FC-Fan Arne Fischer wollte unbedingt den ersten Preis gewinnen. Dafür kann man schon mal auf Kaffee und Kuchen verzichten.



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