Kölnische Rundschau vom 19. Juni 2008



Wo Helfen keine Einbahnstraße ist




St. Ursula-Gymnasium unterstützt seit 40 Jahren die Andheri-Hilfe



Von HANNA STYRIE

BRÜHL. Mit der Übernahme von 18 Patenschaften begann 1968 die Zusammenarbeit zwischen dem St. Ursula-Gymnasium und der ein Jahr zuvor gegründeten Andheri-Hilfe. Diese ist aus einer Privatinitiative der Bonner Lehrerin Rosi Gollmann hervorgegangen, deren Ziel es war, Kindern in einem Waisenhaus in Andheri, einem Vorort von Bombay, die tägliche Hand voll Reis zu sichern.

Seither ist viel geschehen: Rosi Gollmann hat über 3000 Projekte abgeschlossen. Einige davon hat das St. Ursula-Gymnasium finanziert, das durch die Erlöse aus Basaren und Schulfesten und durch Geldspenden in 40 Jahren die stattliche Summe von über 470 000 Eüro zusammengetragen hat. Allein bei den jährlichen Schulfesten kamen in den letzten Jahren immer rund 20 000 Euro zusammen. Die Schüler entscheiden selbst, welche Maßnahme sie oft über mehrere Jahre unterstützen.

Dazu gehörte in den achtziger Jahren ein Zentrum, in dem Kinder leprakranker Eltern betreut werden; später wurde in Südindien ein Behandlungszentrum für körperbehinderte Kinder mit den Spendengeldern des Gymnasiums gebaut. Aus Dankbarkeit wurde die Einrichtung nach der Schule benannt. Auch an der „Blindenheilung Bangladesh" waren die Gymnasiasten maßgeblich beteiligt.

Rosi Gollmann stellt den Schülern persönlich die jeweils anstehenden neuen Pläne vor; 2004 fiel die Wahl auf ein Projekt zum Thema Wasser. Unter anderem konnte durch den Bau von Brunnen in 43 Dörfern die gesundheitliche und wirtschaftliche Situation der Bevölkerung entscheidend verbessert werden. Durch Briefkontakte und Fotos erfahren die Schüler, auf welchem Stand sich die Arbeiten gerade befinden. „Es ist wichtig, dass die Spender wissen, was mit ihrem Geld geschieht", sagte Rosi Gollmann, „wir legen größten Wert auf Transparenz".

Die vitale 81-Jährige war mit ihrer indischen Adoptivtochter zum Sommerkonzert des Gymnasiums nach Brühl gekommen. Die Einnahmen der Veranstaltung, an der Schulorchester, Schulchor und Big-Band mitwirkten, fließen wiederum der Andheri-Hilfe zu, denn anlässlich der 40-jäh¬rigen Zusammenarbeit möch¬te man gern die Summe von einer halben Million Spendengelder erreichen.

Nach den Sommerferien wird Rosi Gollmann über neue Projekte informieren, bei denen vermutlich alternative Energien und der Schutz von Ressourcen im Vordergrund stehen: „Die jungen Leute sind sensibilisiert für ökologische Dinge". Immer dreht es sich bei den Maßnahmen um „Hilfe zur Selbsthilfe" für Kinder, Frauen und sozial Benachteiligte - „ohne Mitleidsgeschmack", wie Gollmann betont. „Mancher Blinde ist durch eure Hilfe sehend ge¬orden", versicherte sie den Schülern in ihrer kurzen Ansprache, denn „helfen ist keine Einbahnstraße". „Die Schüler erfahren, dass sie durch ihren Einsatz etwas erreichen und verbessern können", bekräftigte Schulleiter Werner Otte.



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