Kölner Stadtanzeiger vom 06. Oktober 2008



Schüler drehten Krimi


Mehrfacher Mord auf Schloss Eichholz




VON Michael Kasiske

Auf Einladung des Hoch-Begabten-Zentrums produzierten 17 Schüler während einer zehntägigen Akademie einen Film. Am Mittwoch ist zum Abschluss dann Premierenfeier für den ersten Thriller der Ferienakademie des Hoch-Begabten-Zentrums

Wesseling Den Umgang mit Handys, Kameras und dem Computer sind die meisten Jugendlichen gewohnt und so können sie leicht Filme erstellen und auch über das Internet verbreiten. Und trotzdem sieht die Lehrbeauftragte der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München Miriam Jakobs weiteren Bedarf: „Es gibt eine Schieflage, weil viele Jugendliche technisch versiert sind, aber der ästhetische Aspekt fehlt“. Die Gestaltung von Filmen sei bisher nämlich nicht Teil des Curriculums in den Schulen. Nur vereinzelt würden engagierte Lehrer diese Lücke in ihrem Unterricht oder mit Arbeitsgemeinschaften schließen.

Neben ihrer Lehrtätigkeit wollte die Film- und Fernsehwissenschaftlerin daher auch Workshops für Jugendliche anbieten. Doch sie fand zunächst keinen Partner, bis sie auf das Hoch-Begabten-Zentrum des Kreises aufmerksam gemacht wurde. Jakobs erschien eine Zu-sammenarbeit sinnvoll: „Der Leiter des Zentrums, Dr. Thomas Zech, konnte mit unseren Vorstellungen von filmischer und gestalterischer Begabung direkt etwas anfangen.“

Deswegen bot die Film- und Fernsehwissenschaftlerin Jakobs gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer Gerhard Schick für das Hoch-Begabten-Zentrum in den Herbstferien eine Ferien-akademie zum Thema Film an. Gefördert wurde die Veranstaltung auch von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die für die zehntägige Akademie Schloss Eichholz als Drehort und für die Übernachtungen zur Verfügung stellte. An den Gymnasien der Region wurden Schüler von ihren Lehrern zu dem Lehrgang in den Herbstferien eingeladen. Die Schüler mussten eine Bewerbung schreiben und 120 Euro für das Programm und die Unterbringung selbst bezahlen. 17 Schüler zwischen 14 und 17 Jahren wurden ausgewählt.

Zunächst wurden den Schülern Grundlagen wie Beleuchtung, Filmgestaltung und Dramatur-gie erläutert. „Das hat Spaß gemacht, denn wir haben alles auch praktisch ausprobiert wie zum Beispiel die verschiedenen Beleuchtungssituationen“, erklärt der 14-jährige Benjamin Schiffer vom St.-Ursula-Gymnasium in Brühl. Dann wurde gemeinsam eine Drehvorlage erarbeitet: „Wir hatten alle ganz viele Ideen, und von jedem wurde das Beste übernommen“.

„Die Schüler wollten zunächst einen Film mit Stunts und Explosionen“, berichtete Jakobs, doch das war technisch und vom Budget her nicht möglich: „Deswegen mussten sich die Schüler einfache und dennoch eindrucksvolle Effekte überlegen“. Im Film steht daher das „Schlüsselbrett eines Landschulheims“ im Zentrum. An zwei Tagen wurden die Szenen für den Film auf Schloss Eichholz gedreht. Die Schüler waren begeistert in ihren Funktionen als Schauspieler, Beleuchter oder Produktionsleiter bei der Sache. „Die Motivation der Schüler ist einfach fantastisch. Bisher ist noch nie einer zu einem Treffen zu spät gekommen, und das kenne ich von Studenten doch ganz anders“, freute sich Jakobs über das gute Zusammenspiel in der Gruppe. „Wir arbeiten hier gerne bis 23 Uhr“, erzählte der 14-jährige Benjamin Schiffer.

Nach den Drehtagen werden die 17 Schüler nun am Wochenende in der Hochschule für Musik in Köln die Musik für ihren Film machen und zu Beginn der nächsten Woche ihr Werk auch selber mit Computern auf Schloss Eichholz schneiden. Am Mittwoch ist zum Abschluss dann Premierenfeier für den ersten Thriller der Ferienakademie des Hoch-Begabten-Zentrums.



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