Ministerbesuch
Mit Dialog Vertrauen wecken
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Von Bettina Jochheim Brühl - Er hatte Zeit mitgebracht. Als Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung am Freitagmorgen auf Einladung der Schülervertretung des Brühler St.-Ursula-Gymnasiums das Oberstufenzentrum betrat, erläuterte er zunächst, warum die Bundeswehr so wichtig sei, in welcher Form sie zur Sicherheit in der Welt beitrage und aus welchen Gründen er an der Wehrpflicht festhalten wolle. Anschließend stellte er sich den vielen Fragen der etwa 430 Schüler aus den Klassen 10 bis 12.
Initiatoren waren der Schulsprecher Niklas Weiler und der ebenfalls 17-jährige Max Roestel, die im Rahmen des Projektes „Politik macht Schule“ verschiedene Politiker angeschrieben und von Jung schließlich eine Zusage erhalten hatten. In der Vergangenheit war es so bereits zu Begegnungen mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission Günter Verheugen und dem Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert gekommen. Das Interesse der Schüler galt nun vor allem den Einsätzen der Bundeswehr im Ausland. Kritisch hinterfragten sie, ob etwa militärische Präsenz in Afghanistan das richtige Mittel zur Stabilisierung eines solchen Staates sei. Sachlich und in einer für Schüler nachvollziehbaren Sprache machte Jung deutlich, dass kämpferische Handlungen nur ein Teil der Aufgabe seien, vielmehr gehe es bei den Einsätzen um Hilfestellungen, Schutz und Vermittlung. Nur eine enge Vernetzung dieser vier Aspekte und der Dialog könnten bei der Bevölkerung Vertrauen wecken und sie für Versprechen terroristischer Organisationen weniger empfänglich machen. Diese Überzeugung vertrete auch der neue US-Präsident Barack Obama und darüber seien die Politiker in Deutschland sehr froh.
Auf die Frage einer Schülerin, warum nicht auch junge Frauen zur Wehrpflicht
herangezogen würden, erwiderte Jung, es gäbe 16.000 Frauen, die bei der
Bundeswehr arbeiten würden - etwa im Sanitätsbereich, aber auch als
Pilotinnen - von einer Verpflichtung halte er jedoch nichts, schließlich
würden sie mit der Kindererziehung einen anderen gesellschaftlichen Beitrag
leisten. Bei aller Emanzipation liege die Belastung doch nach wie vor mehr
bei der Mutter.
Kölner Stadtanzeiger vom 05.06.2009 |