Kölner Stadtanzeiger vom 05. Juni 2009




Ministerbesuch


Mit Dialog Vertrauen wecken




Verteidigungsminister Franz Josef Jung dikutierte heute im Brühler St-Ursula-Gymnasium mit den Schülern über die Aufgaben der Bundeswehr. Er beantwortete Fragen zu Auslandseinsätzen, Wehrpflicht und Frauen bei der Bundeswehr.




Von Bettina Jochheim

Brühl - Er hatte Zeit mitgebracht. Als Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung am Freitagmorgen auf Einladung der Schülervertretung des Brühler St.-Ursula-Gymnasiums das Oberstufenzentrum betrat, erläuterte er zunächst, warum die Bundeswehr so wichtig sei, in welcher Form sie zur Sicherheit in der Welt beitrage und aus welchen Gründen er an der Wehrpflicht festhalten wolle. Anschließend stellte er sich den vielen Fragen der etwa 430 Schüler aus den Klassen 10 bis 12.

Initiatoren waren der Schulsprecher Niklas Weiler und der ebenfalls 17-jährige Max Roestel, die im Rahmen des Projektes „Politik macht Schule“ verschiedene Politiker angeschrieben und von Jung schließlich eine Zusage erhalten hatten. In der Vergangenheit war es so bereits zu Begegnungen mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission Günter Verheugen und dem Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert gekommen.

Das Interesse der Schüler galt nun vor allem den Einsätzen der Bundeswehr im Ausland. Kritisch hinterfragten sie, ob etwa militärische Präsenz in Afghanistan das richtige Mittel zur Stabilisierung eines solchen Staates sei. Sachlich und in einer für Schüler nachvollziehbaren Sprache machte Jung deutlich, dass kämpferische Handlungen nur ein Teil der Aufgabe seien, vielmehr gehe es bei den Einsätzen um Hilfestellungen, Schutz und Vermittlung. Nur eine enge Vernetzung dieser vier Aspekte und der Dialog könnten bei der Bevölkerung Vertrauen wecken und sie für Versprechen terroristischer Organisationen weniger empfänglich machen. Diese Überzeugung vertrete auch der neue US-Präsident Barack Obama und darüber seien die Politiker in Deutschland sehr froh.

Auf die Frage einer Schülerin, warum nicht auch junge Frauen zur Wehrpflicht herangezogen würden, erwiderte Jung, es gäbe 16.000 Frauen, die bei der Bundeswehr arbeiten würden - etwa im Sanitätsbereich, aber auch als Pilotinnen - von einer Verpflichtung halte er jedoch nichts, schließlich würden sie mit der Kindererziehung einen anderen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Bei aller Emanzipation liege die Belastung doch nach wie vor mehr bei der Mutter.
Als Schülersprecher Niklas Weiler schließlich nach dem Ablauf seines Arbeitsalltags fragte, wurde deutlich, dass der dreifache Vater eben diese Belastung einer Mutter aus der eigenen Familie kennt: Sein Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr und endet um 23 Uhr. Bei Wahlen, Konferenzen oder Auslandsreisen steht der Vater der Familie auch am Wochenende nicht zur Verfügung. „Man braucht die Unterstützung einer Frau. Ohne sie würde es schwierig“, so der promovierte Jurist.

Kölner Stadtanzeiger vom 05.06.2009



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