Von ULRIKE WEINERT
BRÜHL. Da fehlte nur noch der rote Teppich: Schüler aller Klassen standen
auf dem Pausenhof des St.-Ursula-Gymnasiums Spalier und bejubelten
ihren Oberstudiendirektor Werner Otte. Eskortiert von Schulsprecher Niklas
Weiler und seiner Stellvertreterin Verena Knauber schritt Otte sichtlich
bewegt die Reihen ab ins Atrium des Erzbischöflichen Gymnasiums, um sich
in einem zweistündigen Festakt zu verabschieden.
Der Oberstudiendirektor im Kirchendienst hat die Schule an der Kaiserstraße
24 Jahre lang geleitet. Nun zieht sich der Fachlehrer für Latein und Religion
mit 62 Jahren in den Vorruhestand zurück. Es sind Eigenschaften wie der Sinn
für klare Stellungnahmen und Gerechtigkeit, die Festredner in ihren Ansprachen
hervorhoben.
Otte machte das Abitur in Bergisch Gladbach und studierte anschließend
katholische Theologie und Latein an den Universitäten in Bonn und Köln. Mit
glänzenden Noten legte er 1971 das erste und zwei Jahre später das zweite
Staatsexamen ab. Die erste Stelle trat er am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
in Rösrath an, wo er bereits 1974 zum Studienrat ernannt wurde. Die auch
in den folgenden Jahren schnellen Beförderungen begründeten seine
Vorgesetzten stets mit seiner Belastbarkeit und seiner Bereitschaft,
Mehrarbeit sowohl in seinen Fächern wie auch in der Schulverwaltung auf sich
zu nehmen. Vier Jahre lang wirkte Otte am Paul-Klee-Gymnasium in Overath als
Studiendirektor, bevor er sich im Alter von 38 Jahren erfolgreich auf die
Schulleiterposition am Ursula-Gymnasium bewarb.
Das Wirken von Werner Otte und seinen Schülern, die wie er dem Paulus-Wort
folgten: „Prüfet alles - das Gute behaltet" reichte bis ins Politische. So
ging vom St.-Ursula-Gymnasium Anfang der 1990er Jahre eine weite Kreise
ziehende Unterschriftenaktion gegen die Kürzung von Unterrichtsstunden aus.
Die Brühler waren dabei, als vor dem Düsseldorf Landtag für den Erhalt freier
katholischer Schulen demonstriert wurde. Und aufgrund der Initiative von
Oberstufenschülerin Theresa Klümpers beschloss der Brühler Stadtrat, Hitler
nun offiziell die Ehrenbürgerschaft der Schlossstadt abzuerkennen.
Claire Pickartz wird Nachfolgerin von Werner Otte.
Kölnische Rundschau vom 23.06.2009
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