Von Britta Havlicek Brühl - Im Foyer des Oberstufenzentrums wer es mucksmäuschenstill. Die rund 3OO Schüler der Stufen zehn bis zwölf des Sankt-Ursula-Gymnasiums schauten gebannt auf die große Leinwand: "O. ist der typische Vagabund und Umhertreiber. Aufgrund seiner asozialen Handlungsweise und seines geistig minderwertigen Charakters ist er für die Volksgemeinschaft nicht mehr tragbar. Seine Rückkehr ist unerwünscht!" Diese Sätze sind ein Auszug aus einer Anordnung der polizeilichen Vorbeugehaft des Kölner Kommissariats, geschrieben am 16. Januar 1945. "O." war ein bettelndes Kind und seine Rückkehr aus dem Konzentrationslager war "unerwünscht". Das Kind sollte im KZ sterben - und es starb. In seinem Vortrag "Die Kölner Polizei im Dritten Reich" verdeutlichte Kriminaldirektor Walter Volmer anhand einzelner Schicksale die Gräueltaten, die die Kriminalpolizei mit Unterstützung der Gestapo einst begangen hat. Der heutige Leiter der Kölner Kriminalpolizei erzählte - selbst ergriffen - über den Tod vieler russischer Zwangsarbeiter, Zigeuner und Juden. Abgestempelt "Die Kölner Kriminalpolizei hat eng mit der Gestapo zusammen gearbeitet. Wenn es für einen Mord nicht genügend Beweise gab, wurde der Fall an die Gestapo weiter gereicht." Zwangsarbeiter wurden während des Nazi-Terrors bekanntlich als "Untermenschen" abgestempelt. Volmer deutete auf die Leinwand, wo eine Karteikarte zu sehen war, die den Tod eines Zwangsarbeiters dokumentierte. "Sein Vergehen war die Liebesbeziehung zu einem deutschen Mädchen." Ein rotes Kreuz prangt über der Schrift. Der Vortrag hat mich erschüttert", sagte Vera Müller aus der 11. Klasse. "Ich musste immer wieder schlucken, weil mich diese Ungerechtigkeiten von damals sehr betroffen machen." Christian Giesen (16) stimmte ihr zu. "Das zeigt mal wieder, dass sich jeder gegen Ungerechtigkeiten wehren muss." Schuldirektor Werner Otte war Mitte März einer der 7OO Besucher der Ausstellung "Wessen Freund und wessen Helfer? - Die Kölner Polizei im Nationalsozialismus", die im Brühler Polizeiausbildungsinstitut gezeigt worden war. Dort war er auf die Idee gekommen, Volmer zu einem Vortrag ins Gymnasium einzuladen. zurück |