Kölnische Rundschau vom 3.4.2000


Musikstunde machte Lust auf Klassik

Welt der Oper begeisterte 250 Brühler Schüler


kja Brühl. Klassische Musik, womöglich noch Opern? Den meisten Kindern fällt allein bei
dem Gedanken daran die Kinnlade runter. "Oh Gott, wie langweilig", stöhnen die Kids in
der Regel, die sich lieber mit gängigen Chartbreakern berieseln lassen, als in die empfind-
same und anspruchsvolle Welt der Opernmusik einzutauschen.

"Alles Vorurteile, klassische Musik kann spannend sein und viel Spaß machen", sagt hin-
gegen Christoph Reinecke, und der muss es wissen. Denn die Mission des ausgebildeten Opernsängers aus Weimar ist es, Kinder im Alter von eins bis zwölf auf den Geschmack der Oper zu bringen. Gemeinsam mit seinem Ensemble der Theateragentur "Papageno" gastierte Reinecke im St.-Ursula Gymnasium - und bot rund 250 Schülern aus den Jahr-
gangsstufen 5 und 6 anderthalb Stunden lang Musikunterricht zum Anfassen und Mitma-
chen.

In der Aula der Schule stießen die fünf Opernsänger, die alle noch Engagements am Na-
tionaltheater im Weimar oder am Landestheater Dessau nachgehen, jedoch auf ausge-
sprochen geschultes Publikum. "Im Vorfeld haben wir die Schüler auf das Opernwerk
Mozarts, besonders auf die Zauberflöte, vorbereitet", erklärte Musiklehrer Ulrich Menke.
Überhaupt seien die Kinder sehr musikalisch, viel von ihnen spielten selbst Musikinstru-
mente.

Und so konnten die eifrigen Schüler kaum mit ihrem Wissen hinterm Berg halten, als es
um die Frage nach den verschiedenen Stimmlagen und der Ausstattung einer Oper ging.
Erstaunt und ein wenig amüsiert über die ausladende Gestik der Opernsänger nahmen sie
den Live-Charakter der Stimmen wahr und ließen sich von dem aus verschiedenen Opern
zusammengemixten Libretto "Papageno im Wunderland" begeistern.

Im Wunderland von König Novello

Nahezu mucksmäuschenstill verfolgten die Unterstufler die Geschichte des aus Mozarts
"Zauberflöte" entlehnten Vogelfängers Papageno, der mit seinem Freund Giardino im
königlichen Garten des Wunderlandes von König Novello arbeitet. Eines Tages verliebt
sich Papageno in die Prinzessin Rosa, die er gerne zur Frau nehmen würde. Wenn da
nicht die böse Tante Verrucca wäre, die selbst nach dem Thron greifen und eine Heirat
ihrer Nichte mit allen Mitteln verhindern will.

Doch Papageno wäre nicht er selbst, wenn er für dieses Problem keine Lösung wüsste.
Zum Schluss fallen er und Rosa sich in die Arme - ein Ende, das der Fünftklässlerin
Elisabeth Jauch besonders gut gefiel. "Ich gehe mit meinem Vater oft in die Oper", er-
klärte die Gymnasiastin, die wie ihre Mitschüler erstaunlich viele bekannte Opernmelo-
dien mitsummen und mitträllern konnte.

Hanna Schade aus der 6 a hingegen fand den außerordentlichen Witz des Ensembles,
das neben seriösen Arien aus den Opern "Carmen", "Don Giovanni", "Cosi fan tutte"
und "Die Hochzeit des Figaro" auch moderne Slapstik - Elemente in sein Programm
einbaute, besonders gelungen - ein Einfall, der mit dem tobendem Applaus des jungen
Publikums belohnt wurde.


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