von DORIS RICHTER
Brühl - Der Stundenplan der Klassen 5 hat kaum ein freies Kästchen. Für die zehn- und elfjährigen Mädchen und Jungen begann im September an der katholischen Schule das volle Lernprogramm: 28 Stunden Unterricht und eine zusätzliche Orientierungsstunde beim Klassenlehrer. Außerdem können die Kinder einmal in der Woche morgens im Chor mitsingen und den Gottesdienst besuchen.
Seit 17 Jahren leitet Otte das St. Ursula-Gymnasium. Auf besondere Unterrichtsschwer-
punkte habe man sich nicht festgelegt. In jedem Bereich gebe es ein großes Angebot, in allen Fächern sei der Unterricht ungekürzt, und zusätzlich gebe es zahlreiche Arbeitsgemeinschaften.
"Wir legen Wert auf die Vermittlung der traditionellen, konservativen Werte", sagt der 55-jährige. Diese Fakten machen den Ruf der Schule aus und damit muss sie nicht großartig werben. Otte kann sich seine neuen Schüler aussuchen. Die Eltern müssen kein Schulgeld zahlen und auch sonst für ihr Kind nicht mehr Geld investieren als an städtischen Schulen.
Seit Jahren werden vier neue Klassen in der Jahrgangsstufe 5 gebildet, das heißt, 130 Kinder werden aufgenommen. Dafür lagen dieses Jahr 260 Anmeldungen vor. 20 Prozent der Plätze würden an evangelische Schüler vergeben. Fünf Prozent könnten nach Rücksprache mit dem Schulträger an Konfessionslose und Andersgläubige vergeben werden. "Doch das halte ich in den Klassen 5 nicht für machbar. Bei Quereinsteigern in den höheren Klassen geht es", meint der Schulleiter. Das Einzugsgebiet der Schule erstreckt sich über Brühl bis nach Erftstadt, Wesseling, Bornheim und Köln. Otte gibt zu: "33 Schüler pro Klasse ist viel. Aber wir bieten auch die volle Lehrerzahl und den vollen Unterricht. Bei kleineren Klassen bleibt der Lernbedarf gleich, aber es fehlen unter Umständen Lehrer."
Für die Schüler der Jahrgangsstufe 11 werde im Januar 2003 das dreiwöchige Sozial-
praktikum neu eingeführt. In dieser Zeit sollen die Jugendlichen erleben, was es heißt, in unserer Gesellschaft ein kranker, alter oder behinderter Mensch zu sein.
Am St. Ursula-Gymnasium ist regelmäßig um 13 Uhr Schulschluss. Zu diesem Zeitpunkt würden gute Bus- und Bahnanbindungen in alle Richtungen bestehen, argumentiert Otte. Er macht keinen Hehl daraus, dass er von einer Mittagsbetreuung der Kinder und Unterricht am Nachmittag nichts hält. Die Aufmerksamkeit in der siebten und achten Stunde sei nicht mehr gegeben. "Stattdessen hat sich der Unterricht am Samstag bewährt. Vielfach setzt die Wochenendmentalität doch schon am Freitagmittag ein. Das haben wir verhindert und dadurch sind auch etliche AGs am Freitagnachmittag bei uns möglich", sagt der Schulleiter. Zudem müssten bewegliche Ferientage nicht zwangsläufig das Ziel haben, ein Maximum an Freizeit herauszuholen. "An unserer Schule herrscht eine Atmosphäre des Miteinanders. Ich bin von Jahr zu Jahr immer lieber als Lehrer tätig", sagt Otte begeistert.