Kölner Stadtanzeiger Rhein-Erft vom 12. November 2003



Private Schulen in Gefahr




Sogar Schließung ist möglich


Die Einsparungen im Haushaltsentwurf der Landesregierung bedrohen die Privatschulen im Erftkreis.

Rhein-Erft-Kreis – "Also: Wenn das, was da geplant ist, auf uns zukommt, können wir unsere Schule in drei Jahren schließen." Schwester Miriam Rauhut, kaufmännische Geschäftsführerin der Mater-Salvatoris-Realschule in Kerpen, redet Klartext, wenn es um die geplanten Kürzungen im Haushalt des Düsseldorfer Schulministeriums geht. Als einer von 15 Punkten ist das aufgeführt, dass die Finanzierung der Ersatzschulen bis 2006 jeweils um einen Prozentpunkt reduziert wird. Das heißt: Der Eigenanteil der nicht staatlichen Schulen für Personal- und Betriebskosten steigt von derzeit sechs auf neuen Prozent im Jahr 2006. Das bedeutet dann eine Entlastung des Landeshaushalts um jährlich 15 Millionen Euro.
"Für unsere Schule in eigener Trägerschaft bedeutet das eine Steigerung des Eigenanteils um 50 Prozent", rechnet Schwester Miriam. In absoluten Zahlen heiße das für die Mädchen-Realschule, dass jährlich rund 100.000 Euro mehr aufgebracht werden müssten. "Das ist schlicht nicht leistbar."
Wer soll das bezahlen, ist daher nicht nur dort, sondern auch etwa in der Erftstädter Waldorfschule die Frage. Die Kommunen sind klamm, und auch das Erzbistum habe bereits abgewunken, berichtet Schwester Miriam. "Die müssen erst einmal gucken, wie sie das Loch bei den 33 Schulen in ihrer eigenen Trägerschaft stopfen." Diesbezüglich stellt Erzbistumssprecher Carsten Horn klar, "dass wir das nicht auffangen können." Schließlich habe das Erzbistum aufgrund massiver Steuerausfälle selbst wachsende finanzielle Probleme. Daher seien die Schulen in Trägerschaft des Erzbistums in ihrem bisherigen Umfang gefährdet. Ein Umstand, der Werner Otte, den Schulleiter des Brühler St.-Ursula-Gymnasiums, mit Sorge erfüllt: "Für unsere Schule müsste das Erzbistum allein für die Gehälter der 60 Lehrer ab 2006 jedes Jahr 90.000 Euro mehr übernehmen." Dabei bräuchten Schulen dringend Planungssicherheit, gerade bezüglich der Einstellung von Lehrern. Otte hofft, dass die Eltern der 1130 Schüler des Gymnasiums nach den Ferien auf die Barrikaden gehen.
Auch der Hürther Ratsherr und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Lennartz will diese Gefährdung der privaten Schulen nicht hinnehmen: "Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, erst Bildung an die erste Stelle zu setzen und dann dort zu kürzen. Zudem hat in diesen Zeiten Wertevermittlung oberste Priorität. Und genau dafür stehen gerade diese Schulen." Gemeinsam mit dem Vize-Kreisvorsitzenden Guido van den Berg will er das Thema bei der nächsten Kreisvorstandssitzung auf die Tagesordnung bringen. "Ich bin überzeugt, dass wir maßgeblichen Einfluss auf die SPD-Landtagsfraktion ausüben können." Zumal das Sparmodell eine Milchmädchenrechnung sei: Wenn etwa die Mater-Salvatoris-Realschule schließt, müsste für die 790 Schülerinnen – davon 140 in Ganztagsbetreuung – Ersatz geschaffen werden.
"Und das ist viel teurer." Am 12. November wird der Entwurf in erster Lesung beraten.



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