von Margret Klose
BRÜHL. Europaabgeordnete Ruth Hieronymi war am Mittwochabend Gast im St. Ursula-Gymnasium.
Rund 230 Schüler diskutierten dort mit ihr über die Erweiterung der Europäischen Union und
über die bevorstehenden Beitrittsverhandlungen der Türkei. Dabei wollten die Schülern etwa
wissen, warum die Türkei Mitglied in der EU werden soll.
Ruth Hieronymi erklärte den Gymnasiasten, dass vorrangig sicherheitspolitische Interessen
eine Rolle spielen würden. Sie machte die jungen Leute aber auch darauf aufmerksam, dass
die Aufnahme der Türkei in die EU genau überlegt sein müsse und dass die Entscheidung darüber
sehr schwer sei.
Wenn die Türkei in Beitrittsverhandlungen gehe, müsse sie europäisches Recht in türkisches
Recht übernehmen, erklärte sie. Die Diskussionen über den Türkeibeitritt könne zudem nicht
nur auf die Türkei begrenzt werden, denn auch andere Länder etwa in Nordafrika und im Osten
wollten in die EU.
Hieronymi stellte etwa die Frage: „Wie groß soll die Europäische Union denn werden?“ Schon
jetzt sei es bei den 25 Mitgliedsländern ja schwer, Gesetze durchzusetzen und die Finanzierung
zu gewährleisten. Hieronymi sprach sich für eine privilegierte Partnerschaft mit der Türkei aus.
Ein Schüler wollte wissen: „Besteht nicht die Gefahr, dass die Motivation der Türkei zurückgeht,
wenn keine Vollmitgliedschaft in Aussicht gestellt wird?“ Das glaubt Hieronymi nicht. Natürlich
habe man ein Interesse daran, dass sich die europäischen Nachbarländer weiterentwickeln, aber
alle könnten ja nicht in die EU aufgenommen werden.
Kritik an Haltung von Ruth Hieronymi
Die Veranstaltung war öffentlich und so waren auch Nichtschüler gekommen. Ein türkisch-deutscher
Bürger erklärte, dass die Türkei in einer privilegierten Partnerschaft keine wesentlichen
Verbesserungen zur momentanen Situation sehe. Aus seiner Sicht sei die EU-Vollmitgliedschaft
bereits seit 40 Jahren in Aussicht gestellt.
Seine Sorge um Einwanderungsströme aus der Türkei brachte ein anderer Schüler zur Sprache. Ihn
konnte Hieronymi allerdings beruhigen. Die Niederlassungsfreiheit sei im Falle einer
Vollmitgliedschaft sehr stark eingeschränkt.
Schulleiter Werner Otte äußerte sich am Ende der Veranstaltung zufrieden. Ihm sei es wichtig,
dass die jungen Leute erkennen, dass die Zukunft nicht wie ein Verhängnis auf sie zukommt,
sondern dass sie Einfluss auf die Gestaltung der Welt nehmen können.
|