Kölnische Rundschau vom 13.06.2005



Leben in der Coloniastraße



von Margret Klose


18-jährige Schülerin erhielt Preis von Gesellschaft für Erdkunde

BRÜHL. Linda Schuster ist 18 Jahre alt und geht in die 12. Klasse des St. Ursula-Gymnasiums in Brühl. Eines ihrer Lieblingsfächer ist Erdkunde, in dem die Schwadorferin auch den Leistungskurs in ihrer Schule besucht. Für eines ihrer Referate wurde sie jetzt mit dem dritten Förderpreis von der Kölner Gesellschaft für Erdkunde ausgezeichnet. Linda Schuster schrieb eine zwölf Seiten lange Arbeit über Walberberg - genauer über das Leben in der Coloniastraße.

Die Coloniastraße mit Blick bis zum Kölner Dom liegt auf dem Höhenzug des Vorgebirges - abgeschieden sowohl von Brühl als auch von Walberberg, unmittelbar an der Kreisgrenze am nordwestlichsten Zipfel des Rhein-Sieg-Kreises. Schnell kam die junge Dame bei ihren Recherchen zu dem Schluss, dass die Coloniastraße ein von Brühl und Walberberg ausgelagerter Dorfteil ist. „Die Coloniastraße, ein peripherer Stadtteil im Nahbereich" nannte sie ihre Arbeit.

Immer noch ist diese Wohn- und Durchfahrtsstraße die übrigens auch zum Phantasialand führt, nicht ordentlich ausgebaut und über die breiten Plastikbauteile zur Straßeneinengung, ist teils schon Gras gewachsen. Bis zur nächsten Bus- oder Bahnhaltestelle sind es rund zwei Kilometer - etwa ebenso weit müssen auch die Kindergartenkinder und Grundschüler zum nächsten Kindergarten beziehungsweise zur Schule laufen. Allerdings: einen ausgebauten und ordentlich beleuchteten Fußweg gibt es nicht, nicht einmal einen schmaler Bürgersteig.

Um ins Ortszentrum Walberbergs zu gelangen, bleibt Fußgängern nur der Weg über die mitunter schnell befahrene schmale Landstraße bergab am Dominikanerkloster vorbei. „Wer da oben ohne Auto ist, hat ein Problem", schreibt Linda Schuster.

Diese Abhängigkeit vom Auto schränkt in ihren Augen die Lebensqualität ein, Schulbusse fahren die Straße nicht an. Mit vielen Anwohnern hat die Brühler Gymnasiastin gesprochen. Zudem hat sie Fragebögen verteilt, in dem die Anwohner etwa ihre Straße und das Wohnen dort selber bewerten sollten. Dabei erfuhr Linda Schuster, dass die Lebens- und Wohnqualität in der Coloniastraße wegen dem nahen Erholungsgebiet - vor der Haustüre den Berggeistsee und die Villewälder - im Durchschnitt mit gut bis sehr gut bewertet wurde.

Dafür nehmen die Anwohner die Fahrerei gerne in Kauf. Zu diesem Thema gab es Bewertungen zwischen sehr gut bis ungenügend. Während Eltern von Kindern die Fahrten zu Schule und Kindergarten schon als lästig und teuer empfinden, lobten Erwachsene die ruhige Wohnlage und die Nähe zu Köln und Bonn. So unterschiedlich wie die Aussagen auf den Fragebögen, sind auch die Menschen, die entlang der Coloniastraße wohnen.

Linda Schuster fand heraus, dass vor 45 Jahren nur sieben Häuser entlang der etwa 700 Meter langen Straße gestanden haben. „Heute sind es annähernd zehnmal so viele", weiß sie. Anwohner berichteten ihr auch, dass der Grundstückspreis damals bei sieben Pfennig pro Quadratmeter lag. Heute zählt die Coloniastraße zu den besseren Wohnlagen, der Quadratmeterpreis liegt bei über 200 Euro. Jetzt stehen moderne Villen neben alten Bauernhöfen.



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