VON WILFRIED GOEBELS
DÜSSELDORF. Die NRW-Hochschulen rechnen in den nächsten Jahren mit einem
Ansturm von Studienanfängern. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart
(FDP) erwartet einen Anstieg von heute 82 000 auf 104 000 Studienanfänger
im Jahr 2013.
Bei einer Erhöhung der Studienquote von 75 auf 85 Prozent des Abi-Jahrgangs
müssten sogar 34 000 zusätzliche Erstsemester Platz im Hörsaal finden. Durch
die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren werden 2013 in NRW gleichzeitig
zwei Abi-Jahrgänge auf die Hochschulen zurollen. Pinkwart fordert deshalb
einen Hochschulpakt mit dem Bund. NRW will für einen begrenzten Zeitraum
deutlich mehr Geld kassieren, um die steigenden Zahlen aufzufangen.
Die Lage verschärft sich, weil in Ländern wie Sachsen-Anhalt, Bayern und
Baden-Württemberg durch das Abitur nach zwölf Jahren lange vor 2013 doppelte
Abiturienten-Jahrgänge anfallen. Damit treffen Jugendliche aus NRW auf
Hochschulen, deren Kapazitäten schon heute überlastet sind. Pinkwart
bezeichnete die Versorgung mit Studienplätzen als nationale Herausforderung.
„Steigende Studierendenzahlen sind eine große Chance für Deutschland.“
Deshalb will NRW das Angebot „bedarfsbezogen ausweiten“. Als „Unding“
bezeichnete es der Minister, dass in den ostdeutschen Bundesländern
Studienplätze abgebaut werden. Sinnvoll sei deshalb ein Anreizsystem, damit
die neuen Länder Solidarpaktmittel für Unis einsetzen könnten.
Auch an den Schulen wächst die Sorge vor fehlenden Studienplätzen für
Abiturienten. In einer Resolution fordert zum Beispiel das Erzbischöfliche
St. Ursula-Gymnasium in Brühl die Landesregierung auf, einen Beauftragten
zu benennen, der in Zusammenarbeit mit den anderen Bundesländern, Hochschulen,
Industrie und Wirtschaft schon heute Strategien zur Problemlösung entwickelt.
So sei die Einführung von Trimestern an Hochschulen denkbar, um den Ansturm
zu bewältigen.
Bereits ab 2007 - Sachsen-Anhalt - fallen jedes Jahr mindestens in einem
Bundesland doppelte Abiturientenzahlen an. Allein der erwartete Anstieg
2013 in NRW entspricht der Kapazität von mehreren kleineren Unis. Auch
CDU-Hochschulexperte Michael Brinkmeier verlangte für diesen einmaligen
Engpass einen Notfallplan des Bundes.
Kölnische Rundschau vom 15.9.2006
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