Kölnische Rundschau vom 15.09.2006



Auf NRW-Unis rollt Studentenwelle zu



VON WILFRIED GOEBELS

DÜSSELDORF. Die NRW-Hochschulen rechnen in den nächsten Jahren mit einem Ansturm von Studienanfängern. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) erwartet einen Anstieg von heute 82 000 auf 104 000 Studienanfänger im Jahr 2013.

Bei einer Erhöhung der Studienquote von 75 auf 85 Prozent des Abi-Jahrgangs müssten sogar 34 000 zusätzliche Erstsemester Platz im Hörsaal finden. Durch die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren werden 2013 in NRW gleichzeitig zwei Abi-Jahrgänge auf die Hochschulen zurollen. Pinkwart fordert deshalb einen Hochschulpakt mit dem Bund. NRW will für einen begrenzten Zeitraum deutlich mehr Geld kassieren, um die steigenden Zahlen aufzufangen.

Die Lage verschärft sich, weil in Ländern wie Sachsen-Anhalt, Bayern und Baden-Württemberg durch das Abitur nach zwölf Jahren lange vor 2013 doppelte Abiturienten-Jahrgänge anfallen. Damit treffen Jugendliche aus NRW auf Hochschulen, deren Kapazitäten schon heute überlastet sind. Pinkwart bezeichnete die Versorgung mit Studienplätzen als nationale Herausforderung. „Steigende Studierendenzahlen sind eine große Chance für Deutschland.“ Deshalb will NRW das Angebot „bedarfsbezogen ausweiten“. Als „Unding“ bezeichnete es der Minister, dass in den ostdeutschen Bundesländern Studienplätze abgebaut werden. Sinnvoll sei deshalb ein Anreizsystem, damit die neuen Länder Solidarpaktmittel für Unis einsetzen könnten.

Auch an den Schulen wächst die Sorge vor fehlenden Studienplätzen für Abiturienten. In einer Resolution fordert zum Beispiel das Erzbischöfliche St. Ursula-Gymnasium in Brühl die Landesregierung auf, einen Beauftragten zu benennen, der in Zusammenarbeit mit den anderen Bundesländern, Hochschulen, Industrie und Wirtschaft schon heute Strategien zur Problemlösung entwickelt. So sei die Einführung von Trimestern an Hochschulen denkbar, um den Ansturm zu bewältigen.

Bereits ab 2007 - Sachsen-Anhalt - fallen jedes Jahr mindestens in einem Bundesland doppelte Abiturientenzahlen an. Allein der erwartete Anstieg 2013 in NRW entspricht der Kapazität von mehreren kleineren Unis. Auch CDU-Hochschulexperte Michael Brinkmeier verlangte für diesen einmaligen Engpass einen Notfallplan des Bundes.


Kölnische Rundschau vom 15.9.2006



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