Kölner Stadtanzeiger vom 21. September 2006
Viele Fragen sind offen
Brühler sammelten Unterschriften
Was tun mit dem doppelten Abiturjahrgang, der im Jahr 2013 in Ausbildung und
Studium drängt?
Das Brühler St Ursula-Gymnasium fordert die Politik auf, Lösungen
zu suchen.
VON ULI KREIKEBAUM
Brühl - 6500 Unterschriften sind bereits gesammelt. Es sind 6500 Stimmen von
Bürgern, die sich darum sorgen, was aus den Kindern wird, die im Jahr 2013 Abitur
machen werden. Ein zentrales Büro im Kultusministerium, das sich; eigens um die
Zukunft des doppelten Abiturjahrgangs kümmert, steht im Zentrum der Forderung des
Ursula-Gymnasiums.
„Die Schulzeit bis zum Abitur wird auf zwölf Jahre verkürzt, doch was aus der
Schwemme der Schüler in sieben Jahren wird, darüber ist bislang noch nicht
nachgedacht worden", sagt Dr. Herbert Heermann, Schulpflegschaftsvorsitzender,
der die Unterschriftenaktion mit ins Leben gerufen hat und hofft, dass sich
kreis- und landesweit möglichst viele Schulen an der Initiative beteiligen.
Es gebe viele ungeklärte Fragen, die den Eltern Sorgen bereiteten, sagt Schulleiter
Werner Orte. Wie vor allem solle gesichert werden, dass die künftigen Abiturienten
einen Studien- oder Ausbildungsplatz erhalten? Über flexiblere Ausbildungszeiten,
eine baldige Umstellung auf drei Semester pro Studienjahr und die Einführung eines
Kurzschuljahres für die jetzigen fünften Klassen muss laut Verantwortlichen der
Ursula-Schule schon jetzt dringend nachgedacht werden.
Dass in sieben Jahren gar nicht doppelt so viele Schüler Abitur machten, weil
dann geburtenschwache Jahrgänge nachrückten, habe ihm Landeseuropaminister
Michael Breuer vor ein paar Tagen erzählt, erinnert sich Schulleiter Otte.
„Zahlen konnte er mir aber nicht sagen, weil es sie noch nicht gibt." Erstaunt
sei er ferner über die Auskunft eines Staatssekretärs gewesen, der ihm gesagt
habe, dass sich mit Universitäten nur schwer über das Problem des doppelten
Abiturjahrgangs sprechen lasse, so Otte. Die Industrie- und Handelskammer (IHK)
teilte gestern auf Anfrage mit, dass die Unternehmen „zwei Jahre vor dem doppelten
Abiturjahrgang" über die Zahl der Schulabgänger informiert würden. „Jetzt schon
damit zu beginnen, wäre doch sehr verfrüht", sagte eine Sprecherin.
Damit die Unterschriften für eine frühzeitige Weichenstellung politisches Gewicht
erhalten, hoffen Otte und Heermann, dass die Brühler Aktion landesweit viele
Nachahmer findet. Sämtliche Pflegschaftsvorsitzenden von Gymnasien aus dem
Rhein-Erft-Kreis sind informiert, einige haben bereits ihre Unterstützung
zugesichert. „Am besten wäre es, wenn alle Gymnasien aus NRW mitmachen würden",
sagt Otte. Erst ab 50000 Unterschriften bestehe „überhaupt die Chance, dass das
Thema im Ministerium nicht gleich im Papierkorb landet".
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