Kölnische Rundschau vom 6.4.01


Lysistrate: Aufführung des St.-Ursula-Gymnasiums

Vergnüglicher GeschIechterkampf




Von Hanna Styrie

Brühl. Weibliche List ist eine scharfe Waffe: das müssen die kriegführenden Männer in Aristophanes' Komödie "Lysistrate" schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Da die Titelheldin den jahrelangen Krieg ebenso satt hat wie ihre Geschlechtsgenossinnen aus Sparta, Böotien und Korinth, greift sie zu einem Mittel von durchschlagender Wirkung. Die Frauen sollen in einen Liebesstreik treten und ihre Männer so lange sexuell aushungern, bis diese den Krieg beendet und Frieden geschlossen haben.

Für den Literaturkurs der Stufe 13 des St.-Ursula-Gymnasiums wer die antike Komödie ein gefundenes Fressen. Mit Lust und Laune führten sie den deftigen Geschlechterkampf mit seiner unverblümten Sprache und seinen freizügigen Szenen voll unverhohlener Sexualität vor. Im gutbesetzten Atrium hatten Mitschüler und Eltern der zahlreichen Mitwirkenden ihren Spaß an diversen Auftritten, mit denen man Mut zu drastischer Darstellung bewies.

Mit witzigen Ideen hatte das halbe Dutzend regieführender Schüler, die unter der Aufsicht von Stefan Steinhoff-Hanses agierten, das Stück zeitgemäß aufgefrischt. Die Mitglieder der verschiedenen Volksstämme wurden durch Dialekte charakterisiert (Julia Fingerhuth als Spartanerin Lampito etwa versuchte sich erfolgreich in Schweizerdeutsch, ebenso Alexander Siede), eine Rap-Einlage sorgte für Stimmung im Saal; die Szene mit den beiden "Zwangs-
Homos" rief großes Gejohle hervor, der Beinahe-Striptease zweier Akteure wurde frenetisch beklatscht.

Anna Verena Ruster wer eine kämpferische Lysistrate voll wilder Entschlossenheit. Claudia Bischof spielte die verführerische Myrrhine, die den lüsternen Kinesias (Thomas Roth als Macho in Hawai-Hemd und weißer Hose) ins Liebesnest lockt, wo sie sich ihm in letzter Minute entzieht.

Ebenso ergeht es den anderen Männern, denen auf Grund der zwangsweisen Enthaltsamkeit schließlich keine andere Wahl bleibt. Der Frieden wird umgehend mit einer allgemeinen Vereinigung im Flackerlicht besiegelt; ein Sirtaki bildet den ausgelassenen Abschluss der Komödie.

Die sparsame Ausstattung tat der Aufführung keinen Abbruch. Mit geringen Mitteln wurden stimmige Effekte erzielt; die peppige Musik-
auswahl hatte daran einen nicht geringen Anteil.



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