Literaturkurs am Brühler St.-Ursula-Gymnasium spielte das Stück „Der eingebildete Kranke"
von HANNA STYRIE
BRÜHL. Der Hypochonder Argan ist der beste Kunde seines Arztes und
seines Apothekers. Schwarz vor Augen wird es ihm jedes Mal, wenn er
deren Rechnungen studiert. Damit er ständig ärztliche Hilfe in Reichweite
hat, will er seine Tochter Angelika mit Thomas Diafoirus, einem Neffen
seines Arztes Purgon und angehendem Mediziner, verheiraten. Angelika
aber liebt Cleante und protestiert heftig gegen die Pläne ihres Vaters.
Wie gut, dass sie Toinette, das kesse Dienstmädchen, auf ihrer Seite hat,
die dafür sorgt, dass alles ins Lot kommt.
Jean Baptiste Molieres Dreiakter „Der eingebildete Kranke" ist ein
saftiger Komödienstoff, aus dem der Literaturkurs der Jahrgangsstufe 12
am St.-Ursula-Gymnasium allerdings nur bedingt Funken schlug: ziemlich
brav und ohne jegliche Anspielungen auf die Auswüchse der Gesundheitsreform
und andere Aktualitäten vollzog sich das Geschehen.
Ein großes Handicap ist die Akustik im hohen Atrium. Oft waren die
Darsteller kaum zu verstehen, auch die vorsorglich installierte
Lautsprecheranlage bot keine Verbesserung.
Blutsturz auf der Bühne
Kim Balve hat sich an die Hauptfigur herangetraut, die für den Dichter
selbst eine Paraderolle war. Bei der vierten Vorstellung erlitt er am 4.
Februar 1673 auf der Bühne einen Blutsturz und starb wenige Stunden später.
Bei der Aufführung des Literaturkurses ging es allerdings erstaunlich
munter zu: Kim Ba1ve ist als Argan überraschend fix auf den Beinen und
rennt mit jugendlicher Eile zum Abort. Dass man es hier mit einem
eingebildeten Kranken zu tun hat, käme einem nicht in den Sinn, wenn sie
nicht ein Nachtgewand tragen würde.
Ein nettes Par geben Mona Sande als Angelika und Stefan Gammersbach als
Cleante ab. Ansonsten hätte die Charakterzeichnung durchaus etwas
pointierter ausfallen können. Argaris zweite Frau Beline (Christina Müller)
setzt sich eher durch ihre Fürsorge in Szene als durch Geldgier; Tanja
Reich spielt das vorlaute, gewitzte Dienstmädchen mit reichlichem
Überdruck.
Spaßig sind die Auftritte von Argans Arzt (Jonathan Zopes) und seinem
begriffsstutzigen Neffen (Jens Hopperditzel). Der hat die Lacher auf
seiner Seite, wenn er seine auswendig gelernten klugen Sprüche aufsagt.
Tobias Berndhäuser und Lisa Prinz haben Regie geführt; sie hätten ihr
15-köpfiges Ensemble ruhig zu etwas exaltierterem Auftreten ermuntern
dürfen.
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