Kölnische Rundschau - Erftkreis - vom 09.06.2007



Zuwanderung war Hauptthema



EU-Kommissar Günter Verheugen stand Schülern Rede und Antwort



von KATHRIN HÖHNE

BRÜHL. Markus Kaufmann und Sven Witthöft vom St.-Ursula-Gymnasium in Brühl entschieden sich im Online-Zeitalter für den direkten Draht zu Günter Verheugen und luden den Vizepräsidenten der EU-Kommission und Kommissar für Unternehmen und Industrie per E-Mail zu einer Diskussionsrunde ein. Mit Erfolg. Verheugen stand am Freitag Schülern der Klassen zehn bis zwölf im Oberstufenzentrum Rede und Antwort zur Europäischen Union.
Er bewege sich gern in heimischer Umgebung, meinte der Politiker, der in Brühl seine Wurzeln hat. Er erinnere sich noch gut an so manche Jugendgeschichte, bevor es dann zum Studium und danach in die deutsche und später europäischen Politik ging. In der gelte es „schwierige, aber notwendige Prozesse zu gestalten. Unter der Überschrift „Wohin steuert die Union?" ging es insbesondere um die Frage: Wie viel Immigration verträgt die EU?" Die demographische Entwicklung mache neben der wichtigen Gestaltung einer kinderfreundlichen Gesellschaft gerade in Deutschland eine Zuwanderung aus ökonomischen Gründen erforderlich, aber „gezielt und begrenzt", äußerte der Politiker. Bis zum Jahre 2050 rechne die EU mit einer Zuwanderung von rund 40 Millionen Menschen, wenn möglich aus der Nachbarschaft. Dabei gehe es darum, eine hohe Erwerbsquote auf hohem Qualifizierungsniveau zu erreichen, denn angesichts der Globalisierung „ist die Zukunftsgesellschaft in der EU eine Wissensgesellschaft", betonte Verheugen. Dieses Thema schließe das Asylrecht nicht aus, das als ein menschliches Grundrecht bestehen bleiben müsse. Unter dem Eindruck des G-8-Gipfels verwies der Politiker darauf, dass im Umgang mit den Entwicklungsländern die fehlenden gemeinsamen sozialen Standards und Umweltstandards sowie die Agrar-Subventionen die größten Probleme seien. Ausgiebig diskutierten die Schüler auch über den angestrebten Beitritt der Türkei zur EU. Das Land müsse den Ansprüchen der Rechtstaatlichkeit genügen, sagte Verheugen.




„Aber die ökonomische Globalisierung ist auch eine Globalisierung der Kulturen und der Konflikte", so der EU-Kommissar. Insofern sei es umso wichtiger, mit einem Land mit islamischen Hintergrund Gespräche zu führen, die das gemeinsame Ziel einer stabileren Welt hätten, insbesondere in Richtung Naher Osten. Für die EU heiße das, sie brauche eine feste gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik, auch unabhängig von den USA. Wie für viele Schüler war für die Organisatoren Kaufmann und Witthöft das Treffen mit dem Politiker eine "spannende Unterrichtsstunde". Im Kopf der beide 18-Jährigen sitzt nun fast schon die Idee fest, daraus eine kontinuierliche Gesprächsreihe an der Schule zu machen.



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