Kölner Stadtanzeiger vom 09. Juni 2007



Auch der Kommissar war ratlos

EU-Kommissar Günter Verheugen besuchte
das St-Ursula-Gymnasium



Brühler Schülervertreter hatten den Vizepräsidenten der
Europäischen Kommission eingeladen.


VON Michael Kasiske

Brühl. - „Ich bin ja damals auf das andere Brühler Gymnasium gegangen, weil auf St. Ursula nur Mädchen waren – aber damals wäre ein Politiker meiner Partei auch nicht zum Gespräch in diese Schule eingeladen worden“, begann Günter Verheugen (SPD) sein Referat im Brühler St.-Ursula-Gymnasium. Der Vizepräsident der Europäischen Kommission – zuständig für Unternehmen und Industrie – hat in Brühl sein Abitur gemacht und hatte daher die Einladung des Schülervertreters des St.-Ursula-Gymnasiums, Sven Witthöft, gerne angenommen. Verheugen wohnt heute noch in Brühl.
Unter dem Titel „Wird jetzt die Festung Europa gestürmt? Wie viel Immigration verträgt die EU?“ passierte Verheugen in einem freien Vortrag viele Aspekte des Themas. Europa sei ein Einwanderungsland, das eine gesteuerte Zuwanderung brauche. Außerdem mahnte er die Unterstützung von Frauen im Beruf an, denn „die Familienpolitik sei eine zentrale Frage der Wirtschaftspolitik“.
Verheugen machte den Stopp im Gymnasium auf dem Weg zum Evangelischen Kirchentag in Köln, wo er über die Globalisierung diskutierte. Auch im Brühler Gymnasium machte er die Weltwirtschaft zum Thema und mahnte zur Vorsicht bei Protesten wie in Heiligendamm. Für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung würde auch Verheugen demonstrieren, aber er warnte vor pauschalen Urteilen gegen die Globalisierung, da gerade auch die ärmeren Länder davon profitieren könnten. Dennoch räumte auch der Politiker ein: „Ich bin aufgrund der wachsenden Diskrepanz von Arm und Reich auf der Welt ratlos“. In der anschließenden Diskussion fragte Schüler Tilmann Ruster: „Gibt es nicht gerade in der Dritten Welt viele Bodenschätze, die aber den Menschen in den Ländern nichts nutzen?“ Verheugen musste einräumen: „Die Länder der Dritten Welt haben als Rohstofflieferanten nicht die Strukturen, die sie haben sollten“.



zurück