Brühl - Aufgeregt umklammern die angehenden Künstler ihre
Bewerbungsformulare, die Stimmung ist angespannt. Plötzlich ertönt ein
Schrei: „Ich hab's geschafft!“, und unter den Jugendlichen gibt es kein
Halten mehr. Sie jubeln und tanzen, schließlich haben sie es gerade auf
die „High School of Performing Arts (P.A.)“ in New York geschafft. Diese
Eingangsszene des Musicals „Fame“ kennen die Mitglieder der
Musical-Company des St.-Ursula-Gymnasiums in Brühl inzwischen im Schlaf -
schließlich haben sie sie während des vergangenen Jahres immer und immer
wieder geprobt. Jetzt hat der Endspurt begonnen, nächste Woche finden
die Aufführungen in der Aula der Schule statt.
Fame erzählt die Geschichte von zehn New Yorker Jugendlichen, die ihre
Träume vom Star-Dasein in Tanz, Schauspiel und Gesang auf der „P.A“.
verwirklichen wollen. Erfolge und Niederlagen stehen hier gleichermaßen
auf der Tagesordnung, denn der Weg zum Ruhm ist steinig und weit.
Bernhard Heinl, Musik- und Religionslehrer am St.-Ursula-Gymnasium, hat
neben der Gesamtleitung auch die musikalische Leitung des Projekts
übernommen. Er sitzt während der Probe vor der Bühne und dirigiert die
Band, die aus Schülern und aus Gastmusikern zusammengewürfelt ist. Heinl
ist wie die Musiker selbst mit ganzem Herzen bei der Sache, scheint bei
jedem Song mitzufiebern und motiviert Darsteller und Musiker immer wieder
aufs Neue. Die Idee, ein solches Projekt zu starten, sei vor eineinhalb
Jahren aus einer alten Schulband heraus gewachsen („Excentrics“), deren
Mitglieder inzwischen Ehemalige sind. Heinl hat die Grundidee eines
Musicals weiter ausgebaut. An „Fame“ gefällt ihm besonders, dass das
Stück so nah an der Schülerwelt spielt und die Akteure sich leicht in
ihre Figuren hineinversetzen können. „Beim Casting, das wir veranstaltet
haben, sind so viele Talente an die Oberfläche gekommen, die vielleicht
sonst nie entdeckt worden wären, alleine deswegen hat sich die Arbeit
schon gelohnt“, erzählt er stolz.
Doch Bernhard Heinl ist nicht der einzige Lehrer, der viel Arbeit in das
Projekt gesteckt hat - auch wenn die Schüler die Hauptrollen spielen, werden
die vier Lehrerrollen des Stückes tatsächlich von Pädagogen gespielt. Eine
davon ist Christiane Becker-Nett als passionierte Tanzlehrerin Miss Bell,
die daran glaubt, dass man auch ohne akademische Meisterleistungen mit der
Kunst ganz nach oben kommen kann.
Tolle Motivation
„Dramaturgisch ist das Stück nicht so schwierig, aber die logistische
Organisation, bei der Musik, Tanz und Gesang kombiniert werden mussten,
das war harte Arbeit“, erzählt sie. Sie ist begeistert, wie viel Energie
und Motivation die Schüler in das Musical stecken und wie gut sich alle
gegenseitig unterstützen.
Die Gemeinschaft wird vor allem von den Schülern sehr geschätzt. Der
18-jährige Florian Abt spielt Tyrone, einen schwarzen, bildungsresistenten
Tänzer. Auch im wahren Leben tanzt Florian seit 15 Jahren Modern Dance,
aber gesungen hatte er noch nie. Es sei anfangs schwer gewesen, aus sich
rauszugehen, aber die gute Stimmung im Ensemble habe das aufgefangen.
Ähnlich ging es auch Jana Nitschke (17), die die Rolle der Carmen Diaz,
einer zickigen Sängerin, spielt. Ihr Problem lag allerdings nie beim
Gesang, wovon man spätestens auch nach dem Song „There she goes“
überzeugt ist, jedoch konnte sie zu Beginn „überhaupt nicht tanzen“.
Die Stimmung ist locker bei dieser Probe, über Texthänger wird gelacht,
neben der Bühne werden noch einmal schnell Choreografien und Stichwörter
geübt, die Lichttechniker probieren währenddessen verschiedene Einstellungen.
Trotzdem nehmen alle Mitwirkenden das Projekt ernst und strahlen eine
mitreißende Energie aus. Ob es nun beim stimmgewaltigen Titelsong „Fame“
oder bei Balladen wie „Let's play a love scene“ ist, die Schüler (und Lehrer)
geben alles und wachsen sowohl choreografisch als auch gesanglich über sich
hinaus.
Aufführungen gibt es am Montag, Dienstag, Mittwoch, 10., 11. und
12. März, 19.30 Uhr, im Atrium des St.-Ursula-Gymnasiums Brühl.