Verabschiedung der Abiturientia 2009
des Erzbischöflichen St. Ursula-Gymnasiums in Brühl
am 20. Juni 2009

Ansprache von OStD i.K. Werner Otte




Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

zunächst möchte ich Ihnen im Namen des Lehrerkollegiums, im Namen aller Schüler und aller Anwesenden zum erfolgreichen Abschluss Ihrer Schullaufbahn gratulieren und Ihnen auch für den weiteren Lebensweg viel Erfolg wünschen.

Ich gratuliere Ihnen auch ganz persönlich, weil ich mich in den vergangenen 24 Jahren selten mit einem Abiturjahrgang so verbunden gefühlt habe wie mit Ihnen: Schließlich verlassen wir im selben Jahr das St. Ursula-Gymnasium und gehen gemeinsam als Ehemalige in einen neuen Anschnitt unseres Lebens – ich als „Relikt aus dem letzten Jahrhundert“; denn ich habe 1985 hier begonnen – Sie dagegen als „Propheten einer neuen Zeit“1; denn Sie sind der erste Jahrgang, der bei uns im Jahr 2000 ins 21. Jahrhundert gestartet ist.

Sie werden mir auch deshalb in besonderer Erinnerung bleiben, weil Sie einer der größten, aber auch einer der nettesten und leistungsstärksten Jahrgänge sind.

Im 4. Fach z.B. ist die Durchschnittsnote aller 129 Prüfungen genau 2,1; denn 109 von Ihnen haben mindestens die Note „befriedigend“ erreicht, 87 die Noten „gut“ oder „sehr gut“, 44 die Note „gut“ und 43 – also jeder Dritte – die Note „sehr gut“, davon 15 sogar die Note „sehr gut plus.

Sie sehen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, was Sie aus Ihren Talenten machen können, wenn Sie gründlich und zielgerichtet arbeiten. Dabei sollten diejenigen unter Ihnen, die vielleicht nicht das gewünschte Ergebnis erzielt haben, sich nicht „zurückgesetzt“ fühlen oder mutlos werden. Man kann einen schlechten Tag gehabt haben, man kann unheimlich nervös und verkrampft gewesen sein; man kann sich im Einzelfall aber auch „verzockt“ haben oder sich nicht richtig vorbereitet haben; denn auch das muss man erst lernen.

Zielorientiert gearbeitet haben einige von Ihnen auch in anderen Bereichen:

35 von Ihnen haben sich schon in der Jahrgangsstufe 11 zu der Cambridge Prüfung gemeldet und haben sie bestanden.
Zwei von Ihnen haben an Zertifikatsprüfungen in Italienisch teilgenommen und sechs an den DELF-Prüfungen in Französisch.
Neun von Ihnen haben sich freiwillig zu mündlichen Prüfungen gemeldet, um die Endnote noch zu verbessern.
Zwei von Ihnen haben Schulzeitverkürzung in eigener Regie betrieben und durch das Überspringen einer Klasse das Abitur schon nach 12 Jahren geschafft.
Zwei von Ihnen haben neben der Schule schon als Juniorstudenten Hochschulerfahrung gesammelt.

Zielorientiert haben auch die acht von Ihnen gearbeitet, die erst nach der 10. Klasse der Realschule zu uns gekommen sind, und Kerstin Stempor, die nach der 10. Klasse der Hauptschule bei uns begonnen hat. Ihnen allen darf ich heute sicher besonders gratulieren.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, am Ende unserer Schulzeit möchte ich Sie zu einem kleinen Rückblick einladen. Dazu bietet sich an einer Schule der Hl. Ursula der Vergleich mit einem Schiff an.

Mit der Einschulung haben Ihre Eltern Sie auf eine 13-jährige Reise geschickt, aber keine ‚all inclusive’ Kreuzfahrt, die primär der Erholung dient und an deren Ende man zum Ausgangspunkt zurückkehrt, sondern eine Reise ohne Wiederkehr, die ganz bewusst vom Ausgangspunkt wegführen will, aus der Bevormundung in die Selbständigkeit, aus der Geborgenheit des Kindes in die Verantwortlichkeit des Erwachsenen.

Das ist für die Eltern nicht immer einfach, weil sie die Kinder zunehmend mehr freigeben müssen – und Freigeben ist immer ein Risiko. Es ist aber auch für die Heranwachsenden nicht immer einfach; denn die Erkenntnis, dass größere Freiheit ein größeres Maß an Eigenverantwortung einschließt, ist manchmal eine schmerzliche Erfahrung.

Merkwürdig ist die Reise auch deshalb, weil man nicht ein Passagier ist, der mit der Buchung Anspruch auf alle möglichen Dienstleistungen hat, auf Wellness und Rundumbetreuung, sondern man ist als Passagier für das eigene Fortkommen mitverantwortlich.

Mit Ihrem Grundschulschiff sind Sie zunächst auf verschiedenen Kanälen an die Küste gefahren. Ihre Eltern haben dort die weiterführenden Angebote studiert, haben sich vielleicht mit Ihnen das ein oder andere Schiff angesehen und haben sich dann für das Schiff der Hl. Ursula entschieden. Der Kapitän hat Sie begrüßt, trat dann aber für die meisten von Ihnen mehr in den Hintergrund. Für die äußere Ordnung an Bord sorgten als l. Offiziere zunächst Frau Heinen und dann Frau Pickartz. Sie selbst hatten am meisten mit Ihren nautischen Offizieren, Ihren Klassenlehrern, zu tun: Frau Heinen, Frau Gusday, Frau Belz und Herr Wolf. Sie sollten Sie in den ersten Jahren der Erprobungsstufe auf Ihre Seetüchtigkeit hin überprüfen und dabei sehr behutsam und vorsichtig zu Werke gehen.

Schon kurz nach dem Ablegen wurden Sie im Hörsaal mit Walen konfrontiert: Im Rahmen der Autorenlesungen las Nina Rauprich vor 128 interessierten Schülern der Klassen 5 aus ihrem Buch „Die sanften Riesen der Meere“.

Nachdem die ersten Klippen genommen waren und Sie sich an größere Aufgaben wagen konnten – z.B. an die 2. Fremdsprache –, wurden Sie auch sonst irgendwie freier. Sie stellten zufrieden fest, dass es neben der Schule auch noch andere reizvolle Aspekte des Lebens gibt, segelten nicht immer hart vor dem Wind, hielten nicht immer klaren Kurs, hatten eventuell auch mit einer Flaute zu kämpfen.

Gegen Ende der Reise wurde Ihnen dann langsam klar, dass nach dem Erreichen des gemeinsamen Ziels die Fahrt auf getrennten Wegen weitergehen würde.

Die getrennten Wege deuteten sich schon durch unterschiedliche Kurswahlen in der Oberstufe an, auch wenn es Fächer der gemeinsamen Grundbildung gibt wie z.B. Mathematik. Und keiner, der die Oberstufe durchlaufen hat, wird je nach dem Nutzen von Mathematik fragen; denn spätestens ab 12/I besteht ein deutscher Gymnasiast nur noch aus Punkten, die addiert, multipliziert und dividiert werden müssen: In 12/I und 12/II zählen die Leistungskurse zweifach, in 13/I dreifach2, in 13/II plötzlich wieder einfach; dafür müssen die Prüfungsergebnisse in den Abiturfächern mit 4 multipliziert werden. Das Produkt wird zu der Punktzahl aus 13/I in einfacher Wertung addiert und ergibt die Abitur-Punktzahl im jeweiligen Fach. Ob man in eine, zwei oder gar drei zusätzliche mündliche Prüfungen muss, hängt davon ab, ob Klausurergebnisse im 1.–3. Fach 4,0 oder mehr Punkte von der Vornote abweichen, die bis auf 2 Dezimalstellen hinter dem Komma berechnet wird, oder ergibt sich aus der Formel: A1 + A2 + A3 + A4 < 100. In solchen Fällen3 müssen die Ergebnisse der schriftlichen und mündlichen Prüfungen dann noch im Verhältnis 2:l gewichtet werden.


Im Übrigen kann bis zu einem gewissen Grade Punktinsuffizienz in einem Bereich durch gesteigerten Punktausstoß in einem anderen kompensiert werden. Überproduktion an Punkten wird nicht honoriert, sondern in Klammern gesetzt und damit ausgeschieden. Zum Schluss wird bundesweit der „Wert“ eines jeden Abiturienten bis auf eine Dezimalstelle hinter dem Komma exakt bestimmt. Sage mir Deinen Schnitt und ich sage Dir, wer Du bist bzw. was Du werden darfst.4 – Darauf komme ich gleich noch einmal zurück.

So kann es nicht verwundern, dass es in der Qualifikationsphase nicht nur Punkte‚sammler’ gibt, sondern auch Punkte‚jäger’, aus der Sorge heraus, man könnte den einen oder die zwei Punkte zur besseren Dezimale verpassen. Und wirklich: Das System legt dies nahe; denn mit 617 Punkten bekommt man z.B. noch die Gesamtnote 1,9; mit nur einem Punkt weniger die Note 2,0, und dafür kann es entscheidend sein, ob ich z.B. in einem Grundkurs Sport statt der Note „2p“ mit 12 Punkten „nur“ die Note „2x“ mit 11 Punkten bekommen habe.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, seien Sie froh, dass Sie die nächste Reform der Gymnasialen Oberstufe nicht mehr als Schüler erleben; denn das System wird noch ausgeweitet werden: alle belegten Kurse müssen dann in die Wertung, und es wird eine höchst komplizierte Berechnung der Endnote geben, und selbst an den Hochschulen und Universitäten werden Sie neuerdings in modulierte Studiengänge gezwängt und müssen fleißig credit points sammeln – alles im Sinne der Vergleichbarkeit und der größeren Gerechtigkeit.5

Glauben Sie solchen Verheißungen nicht, liebe Abiturientinnen und Abiturienten!

Natürlich ist es kein Problem, Leistungen in Ziffern zu fassen. Man kann die Leistung eines Motors in PS oder kW angeben, man kann auch mit dem Zahlenverhältnis 3:2 die Leistung zweier Fußballmannschaften eindeutig beschreiben: Die eine Mannschaft hat drei Tore geschossen, die andere zwei; doch ist damit noch längst nicht gesagt, dass das Ergebnis gerecht ist. Vielleicht hat die schlechtere Mannschaft gewonnen, weil der Schiedsrichter schlecht war?

Für schulische Leistungen gilt dasselbe: Von den verschiedensten Schiedsrichtern werden Leistungen in Ziffern übersetzt. Das kann nicht absolut vergleichbar ge-schehen und ist daher letztlich nicht gerecht.6 Solange alle darum wissen, werden hoffentlich alle vorsichtig und verantwortlich damit umgehen. Bedenklich wird es aber dann, wenn einem vermittelt werden soll, dass eine immer größere Zahl von Teilnoten und eine immer differenziertere Berechnung einer Endnote zu einer größeren Gerechtigkeit führe. Dann sollte man hellhörig werden und dagegen halten: 1.) „Gerechtigkeit“ kann man nicht steigern! Und 2.) „Gerechtigkeit“ kommt nicht von „rechnen“!

Und deshalb ist auch das Zentralabitur kein Beitrag zu einer „größeren“ Gerechtigkeit. Nach der Ausbildungs- und Prüfungsordnung, die ja nicht nur für die Gymnasien gilt, setzt sich die Durchschnittsnote eines Abiturienten aus 32 Teilnoten zusammen, von denen bei jedem Schüler nur drei – also weniger als 10% – über das Zentralabitur ermittelt werden, und zwar die Teilnoten in den drei schriftlichen Abiturfächern. Schon die mündlichen Prüfungen im 4. Abiturfach sind dagegen keine Prüfungen mit zentralen Aufgabenstellungen und vorgegebener Punktebewertung, sondern Prüfungen in der Verantwortung der einzelnen Schule, und damit entziehen sich 29 von 32 Teilnoten einer unmittelbaren landesweiten Vergleichbarkeit.7

Dennoch gibt es Argumente für das Zentralabitur; auf keinen Fall aber das Argument der „größeren“ Gerechtigkeit! Eine Modellrechnung mag das verdeutlichen.

An einer Schule, die – vereinfacht gesagt – relativ schnell die Note „gut“ vergibt, bekommt ein Abiturient in allen Grund- und Leistungskursen und auch im 4. Abiturfach die Note „gut“. Bei den drei Fächern der zentralen schriftlichen Prüfung zeigt sich nun aber, dass die bisherige dezentrale Benotung zu gut war; denn in allen drei Fächern erreicht unser Modellschüler „nur“ ein „befriedigend“.

Dieser Abiturient erhält die Durchschnittsnote 2,2.8 Und selbst wenn er in allen Klausuren des Zentralabiturs nur die Note „ausreichend“ bekäme, wäre die Durchschnittsnote noch immer eine 2,4.

Wenn ein Schüler dagegen an einer Schule ist, die mit der Note „gut“ zurückhaltender umgeht, und wenn dieser Schüler überall die Note „befriedigend“ bekommt und erst die zentralen Abiturklausuren zeigen, dass er im Landesvergleich „gut“ beurteilt werden muss, dann hat er nur die Durchschnittsnote 2,7.9 Ist das gerecht?

Vielleicht können Sie nun nachvollziehen, warum ich nichts von der Veröffentlichung der Abiturdurchschnittsnote einer Schule halte, um ihre „Qualität“ in einem Ranking mit anderen zu vergleichen. Das ist Unfug.10

Doch kommen wir, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, noch einmal zu Ihrer Reise auf unserem Schiff zurück. Das Ziel ist erreicht, der Hafen liegt vor uns, gleich werden wir anlegen. Vorher werde ich Ihnen das Dokument über den erfolgreichen Abschluss der Reise überreichen, ein Dokument, das Ihnen verschiedene Umsteigemöglichkeiten eröffnet, wenn auch vielleicht nicht immer die gewünschten. Auf jeden Fall sind Sie dem angestrebten Ziel der Selbständigkeit und Unabhängigkeit ein großes Stück näher gekommen – dank Ihrer eigenen Leistung, dank der Unterstützung durch Ihre Eltern, dank der großen Einsatzbereitschaft des Lehrerkollegiums und dank der guten persönlichen Betreuung durch Frau Pickartz, Frau Windisch und Frau Wortmann.

Nach dem Rückblick auf Ihre Schulzeit mit dem Exkurs über den Unfug von Zahlenvergleichen möchte ich Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, nun noch kurz von meiner Fahrt auf der St. Ursula berichten und Ihnen von daher noch zwei Gedanken mit auf den Weg in die Zukunft geben.

Im August 1985 musste ich den ca. 100 jungen Damen der Jahrgangsstufe 13 die Abiturbedingungen erläutern – die ersten Jungen machten ja erst 1988 Abitur. Ich habe damals in den einleitenden Sätzen mein Bedauern ausdrücken wollen, dass ich mit der Stufe 13 kaum in ein persönliches Verhältnis kommen könne, da wir nur „am Rande“ miteinander zu tun hätten.

Ich muss mich wohl missverständlich ausgedrückt haben, da meine Worte so verstanden wurden, als wollte ich mit der Jahrgangsstufe 13 nichts tun haben. Es hat einige Zeit gedauert, bis der falsche Eindruck revidiert war. Als „der Neue“ war ich für die Schülerinnen und auch für das Kollegium ein unbeschriebenes Blatt, und alle waren mir gegenüber sehr kritisch.

Auch Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, werden in Ihrem neuen Lebens- und Arbeitsbereich vielen Menschen begegnen, die Sie sich nicht aussuchen konnten, die Ihnen zunächst fremd sind, mit denen Sie aber zusammenarbeiten müssen. Ich wünsche Ihnen für diese Begegnungen eine große Offenheit. Messen Sie dem ersten Eindruck von Menschen nicht zu viel Bedeutung zu. Bleiben Sie kritisch, aber in der Grundbedeutung des Wortes: Machen Sie die Augen auf, beobachten Sie! Doch urteilen Sie nicht zu schnell, damit Sie nicht zu schnell verurteilen. Dasselbe gilt ja auch umgekehrt!

Ist der erste Eindruck eines Menschen positiv, bleiben Sie kritisch: Kein Mensch ist vollkommen, wir alle sind erlösungsbedürftig. Kritisch bleiben sollten Sie aber erst recht, wenn der erste Eindruck negativ ist. Geben Sie solchen Menschen immer wieder die Chance, sich so zu zeigen, wie sie wirklich sind. Vielleicht sind ja auch Sie selbst hin und wieder auf eine zweite Chance angewiesen.

Wie oft erscheinen uns Dinge auf den ersten Blick sonnenklar, die bei näherem Hinsehen gar nicht mehr so klar sind! Und selbst in der Liebe folgt der Liebe auf den ersten Blick zwangsläufig früher oder später der zweite Blick, und davon hängt das Gelingen einer Beziehung meist mehr ab als vom ersten.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, ein Zweites ist mir bleibend in Erinnerung. Die Geländerverkleidungen hier im 1. Stock des Atriums waren mit Fotos aus aller Welt und mit Zitaten bekannter Persönlichkeiten versehen. So konnten die Schülerinnen und Schüler damals über viele Jahre täglich ein Wort des Religionsphilosophen Martin Buber11 lesen: „Der Mensch wird am Du zum Ich."

An diesen Satz habe ich in meiner ersten Abiturrede 1985 angeknüpft, und was ich damals sagte, möchte ich heute für Sie teilweise wiederholen; denn es hat sich – bis auf die Begrifflichkeit – praktisch nichts geändert.

In den 80er Jahren wurde die „Selbstverwirklichung“ als Anspruch eines jeden Menschen gepredigt und diese Botschaft war gerade für junge Menschen verlockend: „Ich habe ein Recht darauf, ja ich habe den Auftrag, mich zu verwirklichen!“ Kein Wunder also, dass 1986 nach einer Allensbach-Umfrage schon 62% der Deutschen es als Sinn des Lebens ansahen, sich selbst zu verwirklichen.

Konsequenterweise konnte man 1990 in der Presse lesen, dass nach einer aktuellen Umfrage die nachwachsende Managergeneration in Europa zunehmend mehr rein gewinnorientiert arbeitet und für den persönlichen Vorteil moralische Bedenken über Bord zu werfen bereit ist12 – eine Einstellung, für die Millionen Menschen heute unverschuldet mit Arbeitslosigkeit und mit Angst vor der Zukunft büßen müssen.13

Damals hörte ich auch zum ersten Mal den bösen Satz: „Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht“ - heute heißt es in der Werbung der Postbank: „Unterm Strich zähl’ ich“.

Die Werbetexter und die Verantwortlichen der Postbank – aber nicht nur sie! – haben offensichtlich immer noch nicht begriffen, was Bundespräsident Horst Köhler bei der Eröffnung des 32. Evangelischen Kirchentags in Bremen gesagt hat: „‚Jeder für sich’, das kann nicht länger unsere Antwort sein. ‚Jeder für sich’, das hat uns im Grunde erst in die Klemme geführt, in der wir jetzt stecken.“14

Zwar kann man den Begriff der Selbstverwirklichung auch positiv deuten15, liebe Abiturientinnen und Abiturienten; doch wer es als primäres Lebensziel ansieht, sich selbst zu verwirklichen, für den kann die ganze ihn umgebende Welt einschließlich der ihn umgebenden Menschen nur Mittel für die eigene Selbstverwirklichung sein. Der Mensch ist dann nicht mehr als Mensch wertvoll, sondern nur noch, insofern er mir nützt oder mir wenigstens nicht schadet. Andernfalls muss man ihn austauschen oder aus dem Weg räumen.

Ohne das weiter auszuführen, möchte ich doch andeuten, dass meines Erachtens auch manche Probleme vor und in der Ehe, manche Abtreibung, manche Tragödie alter Menschen so zu erklären ist. Selbstverwirklichung geht zu oft zu Lasten der anderen, dient zu oft nur dem eigenen Vorteil: „Unterm Strich zähl’ ich“.16

Diese Zusammenhänge werden ganz deutlich, wenn man das Verb „sich verwirklichen“ konjugiert: Ich verwirkliche mich, du verwirklichst dich, er, sie, es verwirklicht sich, ihr verwirklicht euch, sie verwirklichen sich. Die einzige Form, die aus dem Rahmen fällt und keinen ausschließt, ist die l. Person Plural: „wir verwirklichen uns".

Wir können uns in der Tat nur gemeinsam verwirklichen, wir brauchen einander. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist", sagt die Bibel17; „Der Mensch wird am Du zum Ich", sagt Martin Buber; und Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, haben erfahren, dass z.B. Ihr letzter Schultag deshalb ein Fest geworden ist, weil Sie sich nicht auf Kosten anderer amüsiert haben, sondern weil es Ihnen gelungen ist, Ihre Freude auch anderen mitzuteilen. Feiern kann man nicht allein, man braucht mindestens ein Du.

Dieselbe Erfahrung haben auch die unter Ihnen gemacht,

die mit ihren Literaturkursen zwei interessante Theaterinszenierungen erarbeitet haben,
die als Mitglieder der Musical-Company das Musical „Fame“ mit großem Erfolg zur Aufführung gebracht haben,
die ihren Beitrag zum Aufbau der Bigband geleistet haben,
die über viele Jahre bei zahlreichen kleinen und großen Anlässen im Chor mitgesungen oder im Orchester mitgespielt haben.

Sie haben die Erfahrung gemacht, wie wichtig für den Erfolg das Miteinander im Vorfeld bei den Proben ist; und bei den Aufführungen haben Sie intensiv erlebt, dass man sich nur mit dem Publikum als wesentlichem Partner verwirklichen kann. Und Sie haben erlebt: Wenn man etwas für andere macht, dann wird man nicht ärmer, sondern wird am Du zum Ich.

Dasselbe gilt für die Mitarbeit in der SV – denken wir nur an die Blutspendeaktionen für die Großen und an die Zeltlager für die Kleinen – , dasselbe gilt für die Mitarbeit im Schülerrat, in der Schulkonferenz und anderes mehr.

Dasselbe gilt auch für die Eltern, die sich in allen möglichen Bereichen ganz selbstverständlich in das Schulleben einbringen, nicht für sich und für ihr Ego, sondern im Interesse unserer Schülerinnen und Schüler. Sie tun dies u.a.:
- in den Klassen – und Jahrgangsstufenpflegschaften
- in der Schulpflegschaft, der Schulkonferenz und in Ausschüssen
- in der Bibliothek
- im Schul-Kiosk
- im Förderverein
- und, und, und.

Dasselbe gilt schließlich auch für das Kollegium, das grundsätzlich in jeder Schülerin und in jedem Schüler eine eigenständige Person, ein „Du“ sieht. Auch wenn das vielleicht nicht an jedem Tag, in jeder Situation von jedem konkret so empfunden werden mag: Es ist so.

Wenn also das Klima an unserem Gymnasium gut ist – und das höre ich erfreulich oft – , dann führe ich es eindeutig darauf zurück, dass sich hier Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam für eine gute Schule stark machen, dass wir alle gemeinsam Tag für Tag wirklich das umzusetzen versuchen, was ich Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, im August 2000 bei Ihrer Begrüßung als Programm genannt habe:

- wir wollen miteinander arbeiten (nicht gegeneinander)
- wir wollen miteinander sprechen (nicht über einander)
- wir wollen miteinander spielen
- wir wollen miteinander feiern
- wir wollen miteinander musizieren
- wir wollen miteinander beten.

Und so wird mir eine Szene unvergesslich bleiben, die ich am Abend der Prüfungen im 4. Fach miterlebt habe. Eine von Ihnen, die selbst die Note 3 mitgeteilt bekommen hatte, nahm ihre Mitschülerin, die die Note 1 erreicht hatte und auf dem Flur ausgelassen jubelte, in den Arm und sagte zu ihr: „Ich freu’ mich so für Dich!“ Das ist einer der schönsten Sätze, die ich je an unserem Gymnasium gehört habe.

Ich wünschte, diese Haltung wäre höchst ansteckend, hätte nur eine kurze Inkubationszeit und weitete sich zu einer Epidemie aus – und keiner würde einen Impfstoff dagegen entwickeln wollen! – Wir wären dem Reich Gottes in dieser Welt ein gutes Stück näher.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, vier Gedanken wollte ich Ihnen heute mit auf den Weg in die Zukunft geben:

1. Der Wert und die Würde eines Menschen hängen niemals von seiner Leistungsfähigkeit ab und deshalb sagen Noten nichts über den Wert eines Menschen aus.

Biblisch gesprochen: Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes.18 Darin ist sein Wert begründet, darin seine Würde, und deshalb gehören Gottesliebe und Nächstenliebe zusammen.
2. Gerechtigkeit kann man nicht mit mathematischen Formeln „herstellen“, Gerechtigkeit kann man letztlich überhaupt nicht „produzieren“ - Gerechtigkeit ist eine Haltung, eine Tugend, ein Ausdruck von Liebe.

Biblisch gesprochen: „Wenn Eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kom-men.“19
3. Urteilen Sie nicht vorschnell über andere Menschen. Geben Sie Ihren Mitmenschen immer wieder eine neue Chance.

Biblisch gesprochen: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“20
4. „Die weltweite Finanzkrise zeigt: Wir können ohne ethische Prinzipien, ohne eine soziale und humane Ordnung nicht überleben.“21

Biblisch gesprochen: „Dient einander in der Liebe! Denn das Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! [...] Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“22

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, schließen möchte ich in diesem Sinne mit Worten von Papst Benedikt XVI. Beim Weltjugendtag 2008 in Sydney, an dem auch drei von Ihnen mit unserer Schulgruppe unter der Leitung von Pfarrer Wolff teilgenommen haben, hat er den Jugendlichen aus aller Welt Folgendes mit auf den Weg gegeben:

„Gestärkt durch den Geist und gestützt auf die Weitsicht des Glaubens, ist eine neue Generation von Christen dazu berufen, zum Aufbau einer Welt beizutragen, in der das Leben angenommen, geachtet und geliebt und nicht abgelehnt, [...] gefürchtet und zerstört wird. Eine neue Zeit, in der die Liebe nicht gierig und selbstsüchtig, sondern [...] offen für andere ist und [...] ihr Wohl sucht [...]. Eine neue Zeit, in der die Hoffnung uns von der Oberflächlichkeit, der Lustlosigkeit und der Ichbezogenheit befreit, die unsere Seele absterben lassen und das Netz der menschlichen Beziehungen vergiften. Liebe junge Freunde, der Herr bittet Euch, Propheten dieser neuen Zeit zu sein.“23


Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, Gott möge Sie dazu mit seiner Liebe stärken und begleiten.






Endnoten

1 Vgl. das entsprechende Zitat von Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Sydney am Ende dieser Rede.

2 Im Jahr 1986 zählten die LK-Ergebnisse in 12/I und 12/II noch dreifach und in 13/I sogar vierfach

3 Es gibt noch einen dritten Fall, wenn nämlich im Abiturbereich nach den Klausuren nicht in mindestens zwei Prüfungsfächern, darunter einem Leistungskursfach, 25 Punkte erreicht sind.

4 Vgl. demgegenüber, was ich bei der Begrüßung der neuen Sextaner sage: „Und noch eins soll uns von Jesus her deutlich sein: der Wert des Menschen hängt nicht von seiner Leistung ab. Natürlich müssen auch wir Leistung fördern und fordern, aber wir sind uns als Schule bewusst, dass wir in unseren Schülern immer Menschen vor uns haben, deren Wert nicht davon abhängt, ob sie in Englisch ‚eins“ oder ‚vier’ stehen.“

5 Vgl. dazu die Ausführungen von Marius Reiser in der FAZ (Anfang 2009?). [Er ist] „seit 1991 Professor für Neues Testament am Fachbereich Katholische Theologie de Universität Mainz. Zum Ende des laufenden Wintersemesters legt er diese Professur aus Widerstand gegen die unter dem Titel ‚Bologna-Prozess’ betriebene und ihm als unerträglich erscheinende Hochschulreform nieder.“ Er schreibt u.a.: „Der Kern des deutschen Modells sind die so genannten Module. Module sind Lehreinheiten, die sich aus bestimmten Lehrveranstaltungen zusammensetzen Sie müssen in einer festgelegten Reihenfolge angeboten und von den Studierenden absolviert werden. Für das erfolgreiche Absolvieren eines Moduls muss eine Mindestzahl von Leistungspunkten (‚Kreditpunkten“) erworben werden. Diese Leistungspunkte wiederum werden angesetzt entsprechend dem kalkulierten Zeitaufwand, den Studierende zur Erlernung der Lehrinhalte benötigen. Zeigt es sich, dass die Studierenden das Verlangte in der angesetzten Zeit nicht bewältigen können, sollen die Dozierenden ihren Lehrstoff reduzieren. Denn die Studierenden sollen keinesfalls mehr als 1800 Stunden pro Jahr lernen müssen, was etwa einer 32- bis 40-Stunden-Woche bei sechs Wochen Jahresurlaub entspricht. Mit unterschiedlichen Begabungen wird offenbar nicht gerechnet. Faktisch bedeutet das, dass sich der Dozent am schwächsten Studenten zu orientieren hat. Es geht an der Universität also nicht mehr wie bisher in erster Linie um die Förderung der Begabteren, sondern um das Durchhieven auch der Schwächsten. Man fragt sich, wohin unter diesen Umständen die Begabten sollen. Sind gehobene Eliteschulen geplant? Zunächst jedenfalls wird bei den Begabten die große Langeweile, wenn nicht der große Ekel ausbrechen.“

6 Für Berichtszeugnisse, die manche für besser halten, gilt das m.E. nicht weniger.

7 Im Falle von sog. Abweichungs- und Bestehensprüfungen reduziert sich die unmittelbare Vergleichbarkeit bis auf Null!

8 Zu der Gesamtnote 2,1 ist es nur noch ein kleiner Schritt; denn es fehlen dazu nur 3 Punkte. Diese 3 Punkte kann der Schüler durch eine freiwillige dezentrale mündliche Prüfung in einem der Abiturfächer 1-3, das er selbst wählen kann, oder in zwei oder gar drei Fächern, deren Reihenfolge er selbst bestimmen kann, „einzusammeln“ versuchen. Dies ist relativ leicht zu erreichen.

9 Selbst wenn dieser Schüler in allen drei Abiturklausuren die Note „sehr gut“ erreichte, käme er trotzdem „nur“ auf die Gesamtnote 2,5 und wäre damit immer noch schlechter als unser 2. Modellschüler mit der Note 2,4.

10 Zusätzlich zu den bereits angeführten Bedenken ist darauf hinzuweisen, dass eine Schule ihren „Noten-Schnitt“ verbessert, je weniger „schwache“ Schüler sie fördert und je mehr sie „aussortiert“. Ist das aber ein „Qualitätsmerkmal“ von Schule? Ist das wirklich die „beste“ Schule, die sich am wenigsten um die weniger leistungsstarken Schüler kümmert? Das kann und darf nicht sein! Das wäre das erste Missverständnis. Und deshalb haben Frau Pickartz und ich für die kommende Jahrgangsstufe 11 entschieden, dass wir alle, die nach der Klasse 10 von einer Realschule oder von einer Hauptschule zu uns kommen wollen, auch aufnehmen werden und Bewerber von anderen Gymnasien wegen der großen Zahl nur sehr begrenzt berücksichtigen können – wohl wissend, dass die Durchschnittsnote im Abitur wahrscheinlich besser würde, wenn wir umgekehrt verfahren würden. - Das zweite Missverständnis bestünde aber – umgekehrt – darin zu glauben, dass Schulen mit einem schlechten Noten-Durchschnitt deshalb automatisch die seien, die Schüler am meisten fördern, und dass die Schulen mit einem guten Noten-Schnitt deshalb automatisch die seien, die Schüler am wenigsten fördern. Die Qualität einer Schule kann man eben nicht einfach an der Durchschnittsnote ablesen.

11 1878 –1965

12 Die Tagespost vom 21.4.1990

13 Vgl. Kardinal Meisner in seiner Predigt zu Pfingsten 2009: „Die so genannte soziale Marktwirtschaft ist am Egoismus und an der Habsucht der Menschen zerbrochen. Je kompetenter Zeitgenossen auf ihrem Fachgebiet sind, desto mehr sind sie und ihre Mitmenschen bedroht, wenn ihre Kompetenz nicht von Verantwortungsbewusstsein vor Gott und den Menschen und einer hohen Ethik und auch von ein wenig Nächstenliebe getragen und umfangen wird. Fachkompetenz ist nötig, aber Fachkompetenz ohne Sinnkompetenz ist weltweit den Menschen zum Verhängnis geworden.“ Zitiert nach: Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln vom 05.06.2009

14 Kölnische Rundschau vom 21.05.2009 – vgl. dazu Theodor Heuss, erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, nach seiner Wahl: „Im Bewusstsein meiner Verantwortung vor Gott trete ich dieses Amt an. Und indem ich es übernehme, stelle ich dieses Amt und stelle ich unsere gemeinsame Arbeit unter das Wort des Psalmisten: Gerechtigkeit erhöht ein Volk.“ Zitiert nach: Die Tagespost vom 23.05.2009

15 Natürlich sind wir nie fertige Personen, natürlich müssen wir immer an uns arbeiten, natürlich sollen wir alle Möglichkeiten, die in uns stecken, auch wirklich entfalten. Denken wir nur an Jesu Gleichnis von den Talenten, die wir nicht vergraben sollen.

16 Vgl. dazu auch Stefan Rehder, Die Abschaffung des Menschen, in: Die Tagespost vom 06.06.2009: „In einer solchen Welt sind Menschen, welche sich mittels künstlicher Befruchtung und Selektion einen Kinderwunsch erfüllen wollen, genauso ‚gut’ und ‚angesehen’ wie jene, die sich den Wunsch, ‚kinderlos’ zu bleiben, mittels einer vorgeburtlichen Kindstötung zu erfüllen suchen. In einer solchen Welt müssen Embryonen als Rohstoff dienen, sobald die Aussicht besteht, dass sich mit ihnen das Leben jener erhalten lässt, die es zu verlängern wünschen, müssen Ärzte jene ‚abspritzen’, die ihr Leben zu beenden wünschen.“ Er nennt dies einen Gesellschaftsentwurf, in dem es keine Werte mehr gibt, sondern „in dem der bloße Wunsch zum ‚Maß aller Dinge’ geworden ist.“

17 Gen 2,18

18 Gen 1,27

19 Mt 5,20

20 Mat 7,1-2. Weiter heißt es: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken! Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“

21 Dr. Jürgen Linden, Oberbürgermeisters der Stadt Aachen, anlässlich der Verleihung des Internationalen Karlspreises 2009 zu Aachen - Vgl. dazu: 1955 wurde vom Land NRW „ein aus fünf Fachleuten zusammengesetzter Ausschuss berufen, der für das Arbeitsministerium eine Gutachten zu den Problemen der durchlaufenden Arbeitsweise ausarbeiten sollte. Zu diesem Ausschuss gehörten u.a. Prof. Joseph Höffner, Münster [der spätere Kardinal und Erzbischof von Köln], und Prof. Dr. Heinrich Kraut (Max-Planck-Institut), Dortmund (evang.). Auf sie geht der Abschnitt „V. Religiöse und ethische Gesichtspunkte“ zurück. Darin heißt es u.a.: „Kein ausreichender Grund zur Aufhebung der Sonntagsruhe ist gegeben, wenn die Sonntagsarbeit lediglich zu dem Zweck erfolgt, die Rentabilität des Unternehmens oder den Lebensstandard der Arbeitnehmer zu steigern. Der Mensch ist weder um der größtmöglichen ökonomischen Produktivität, noch um des größtmöglichen Lebensstandards willen da. Die Wirtschaft ist nicht der einzige und höchste Wert, dem sich alles unterordnen müsste. Sie muss sich vielmehr in die Gesamtordnung der menschlichen Werte an der ihr zukommenden Stelle einfügen.“. Zitiert nach: Norbert Trippen, Joseph Kardinal Höffner (1906-1987), Band I, Schöningh-Verlag, 2009; S.294

22 Paulus im Brief an die Galater (Gal 5,13-15 und 6,2). Und wenigstens in der Fußnote möchte ich folgende Begebenheit am letzten Tag der 13 festhalten: Als sich die Aufräumarbeiten nach der Feier im Atrium hinzogen und sich deshalb auch der Beginn der von mir angesetzten Informationsveranstaltung im Hörsaal entsprechend verzögerte, bot Herr Schuhmacher, unser Hausmeister, an, „Grünes Licht“ zu geben, wenn sich etwa vier Mitglieder der Stufe bereit erklärten, die restlichen Aufräumarbeiten am 1. Tag der Osterferien mit ihm zu erledigen. Nach einigem Hin und Herr waren dann vier Mitschüler dazu bereit, aber solche, die auch schon vorher kräftig mit angepackt hatten.

23 Papst Benedikt XVI., Predigt im Abschlussgottesdienst beim Weltjugendtag 2008 in Sydney.


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