Verabschiedung der Abiturientia 2009
des Erzbischöflichen St. Ursula-Gymnasiums in Brühl
am 20. Juni 2009

Abiturrede von Lara und David




Lieber Herr Otte, liebe Frau Pickartz, liebe Lehrer, liebe Familien, Hi!

Wir können uns noch gut daran erinnern, wie wir als frisch gebackene Gymnasiasten hier auf dieser Bühne standen. Wir waren neugierig und aufgeregt, was uns die nächsten 9 Jahre erwarten würde. Wenn wir damals schon gewusst hätten, wie lustig, aufregend und abwechslungsreich diese Zeit werden würde, wären wir vielleicht etwas weniger nervös gewesen.

Entsprechend übermotiviert und wissbegierig begannen wir unsere Gymnasiallaufbahn. Wir verbesserten in Chor und Orchester unsere musikalischen Fähigkeiten, gingen in AGs unseren sportlichen und geistigen Vorlieben nach und betätigten uns kreativ bei vielen Veranstaltungen und im Unterricht, so dass unsere Lehrer es wirklich leicht mit uns hatten.

Dies änderte sich, als auf einmal ganz andere Dinge als der Unterricht in den Vordergrund rückten. Es kam eine Phase, in der wir zwar kaum für die Schule aber umso mehr für das Leben gelernt haben:

Wir mussten mit Konflikten im Freundeskreis und in der Klassengemeinschaft umgehen.

Wir stellten unseren Umgang mit Autoritätspersonen in Frage und die Geduld unserer Eltern und Lehrer auf ernste Proben, indem wir unsere Grenzen austesteten.

Neben diesen „soft skills“ lernten wir auch ganz praktische Dinge:

Wir haben gelernt zu organisieren und effektiv zu arbeiten. - Wie schafft man es, obwohl man zu Hause eher weniger als mehr Gedanken an die Schule verschwendet, täglich seine Hausaufgaben vorzulegen - und in welchem Fach muss man das überhaupt?

Wir haben gelernt, Prioritäten zu setzen. - Was bedeuten schon binomische Formeln oder das Bruttoinlandsprodukt von Burkina Faso, wenn die Freunde Ärger zu Hause haben, das erste Klassenpärchen Schluss gemacht hat oder draußen vor dem Fenster ein Eichhörnchen rumspringt?

Nach turbulenten Klassenfahrten und exzessiven Abschlussfeiern war es dann so weit: Kurz bevor das veraltete und kleidungsfeindliche Mobiliar im Atrium endlich entfernt und ausgetauscht wurde, durften wir - lang herbeigesehnt - ins Oberstufenzentrum umziehen. Mit diesem Ortswechsel gingen auch andere, grundlegende Veränderungen einher:

Zunächst änderte sich schlagartig das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern und damit auch die Unterrichts-atmosphäre. Auch ohne das kaum bemühte „Sie“ begegnete man sich eher auf Augenhöhe. Die Bringschuld des Schülers, vor der wir seit der 5. Klasse gewarnt worden waren, wurde Realität, weswegen kaum interessierte und gelangweilte Schüler weitgehend in Ruhe gelassen wurden, was zu steigender Beliebtheit von Kreuzworträtseln, Sudokus und Ipods führte.

Neben lockererem Unterricht lernten wir die Lehrer auch privat näher kennen. Bei zahlreichen Kurstreffen, den Tagen Religiöser Orientierung sowie auf Kurs- und Studienfahrten kamen ungeahnte Eigenschaften und nackte Wahrheiten ans Licht. Unvergessen sind beispielsweise der Versuch, aus einem Aschenbecher zu trinken, sowie das vehemente Eintreten von Lehrern gegenüber Zug- und Bahnhofspersonal für das Grundrecht der Schüler, nachts um 12 lautstark Geburtstag zu feiern.

Spätestens bei der Vorbereitung auf das Zentralabitur sah man sich dann eher als Team als als Gegner, wobei auch diese Regel von Ausnahmen bestätigt wurde.

Die zweite große Veränderung in der Oberstufe war das Aufbrechen der eingespielten aber auch festgefahrenen Klassenverbände, was uns zunächst in eine kurze Phase tiefer Trauer stürzte.

Wir waren von nun an stärker auf uns selbst gestellt. Jeder Schüler entschied, welche Fächer er wählen wollte, musste sich selbstständig um seinen Schulalltag kümmern, Verantwortung übernehmen und entwickelte sich damit individuell. Man begegnete in jedem Kurs anderen Mitschülern - darunter viele noch unbekannte neue Gesichter.

Der Kontakt mit den Schülern der anderen Klassen sowie den Neuankömmlingen von anderen Schulen oder Stufen führte zu vielen neuen Freundschaften, aber sehr schnell auch zur Bildung von sehr unterschiedlichen Freundeskreisen und Gruppen, so dass sich viele fragten, ob ein Zusammenarbeiten der ganzen Stufe überhaupt möglich war.

Entsprechend verliefen die Vorbereitungen für die Abiturveranstaltungen anfangs eher schleppend.

Zunächst musste ein Motto beschlossen werden. Nach langwierigen Abstimmungen konnten wir uns zunächst glücklich „der Adel“ nennen. Unser Motto „Abistokratie – der Adel geht, der Pöbel bleibt“ ließ viele Mädchenherzen höher schlagen und ihre Träume, noch einmal in ihrer Schullaufbahn Prinzessin sein zu können, schienen greifbar nah.

Später allerdings erkannten wir, dass unsere wertkonservative Schule wohl noch nicht reif war für ein pseudoarrogantes Motto dieser Art und dass wir uns mit dem Pöbel eigentlich sogar besser identifizieren konnten als mit dem Adel.

So änderten wir unseren Nachsatz zu „der Pöbel geht, der Adel weint“. Folglich wurde aus dem pinken Prinzessinenkleid ein Jutesack.

Als die Abiturveranstaltungen näher rückten, wuchs mit dem Engagement auch der Zusammenhalt.

So folgte mehr als die Hälfte der Stufe dem geistreichen Aufruf zum ultimativen Videodreh in der Geschichte unserer Schule.

Mit Kartoffelsäcken, Besen und ungeheurem Optimismus zogen wir nicht nur die Aufmerksamkeit der Kölner Passanten, sondern auch die des Ordnungsamtes auf uns. Diese Begegnung konnte uns jedoch in keinster Weise die Laune verderben, da König Eric stets vorbildlich für das Wohl seines Pöbels sorgte.

Spätestens nach diesem Großereignis war klar: Von unserer Stufe war doch noch Großes zu erwarten.

Nach einer kreativen, heiteren aber auch etwas wehmütigen Mottowoche stand schließlich unser letzter Schultag an. Natürlich lief nicht alles exakt so, wie wir es vorher geplant hatten. Aber dank einiger fleißiger, arbeitswilliger und eifriger Helfer konnten wir unsere Traumvorstellung umsetzen und zu einer gigantischen Krone, die über dem Atrium schwebte, aufblicken. Das sonst so schnöde Schulgebäude wurde in eine spektakuläre Großraumdisko verwandelt - ein überwältigender Anblick. Früher als geplant war der Aufbau beendet, so dass wir die Fässer anschlagen und die Party beginnen lassen konnten.

Sehr beeindruckt von unserem zügigen Aufbau und unseren Partyfähigkeiten zeigten sich die Lehrer, die erklärten, sie hätten noch keine Stufe erlebt, die mit einem solchen Durchhaltevermögen und einer solchen Begeisterung die ganze Nacht durchgefeiert hätte.

Ihre Begeisterung wurde lediglich durch das bis heute unbestätigte Gerücht getrübt, es sei trotz aller Verbote, Warnungen und Drohungen doch tatsächlich Schnaps getrunken worden.

Auch am nächsten Morgen machten wir nicht schlapp, so dass der Abigag zu einer unvergesslichen Veranstaltung wurde, um die uns ehemalige und zukünftige Jahrgänge beneiden und beneiden werden!

Nachdem wir zu „Niemals geht man so ganz“ geweint hatten und Herr Otte uns – Frau Wortmann und Frau Windisch inbegriffen – in unseren wohlverdienten Schlaf geredet hatte, bekamen wir unsere Zeugnisse, mit denen wir ausnahmslos alle zu den Abiturprüfungen zugelassen waren.

Kaum zu glauben - zwischen all diesen Events hatten wir nebenbei auch noch Unterricht gehabt und Klausuren geschrieben.


Wir sind heute hier zusammengekommen, um zu feiern, dass wir diese letzte Hürde zu unserem Schulabschluss auch noch genommen haben.

Wir hoffen, es ist klar geworden, dass Schule für uns nicht primär „Ort von Wissensvermittlung“ war. Unsere Schule entlässt uns nicht nur mit einem gewissen Bildungsgrad sondern auch menschlich und charakterlich gereift.

„Schule“ als abstrakter Begriff steht hier vor allem für die Menschen, die uns begleitet und geprägt haben.
Dazu gehört zunächst einmal die Schulleitung. Unsere ganze Schulzeit lang wurde St. Ursula von Herrn Werner Otte geleitet, geliebt und gefürchtet für seine durchaus langen Redezeiten und seine teilweise recht konservative Grundhaltung.

Diese führte im Laufe unserer Schulzeit immer wieder zu spektakulären Anordnungen und Verboten. Wenn unser Direktor einmal im vordergründigen Detail das übergeordnete Ganze in Gefahr sah, gab er keinen Zentimeter nach:

Schon früh schockte uns das Verbot der Voigt-Nikolaus-Mützen, die beinahe schon zur inoffiziellen Schuluniform geworden waren. Ähnlich absurd erschien uns das Verbot des brutalen und menschenverachtenden Killerspiels „Fußtreten“, damals die Pausenbeschäftigung Nr. 1.

Je älter wir wurden, desto häufiger entschieden wir uns, ähnlich sinnvolle Verbote schlicht zu ignorieren.

Selbst „Wir-müssen-den-Schulhof-mit-Spachteln-von-alten-auf-dem-Boden-klebenden-Kaugummis-säubern“-Abschreckungs-Aktionen konnten das Kaugummiverbot nicht annähernd durchsetzen. Das Handyverbot - unter anderem um der Abschottung des Einzelnen von der Gruppe vorzubeugen - scheiterte neben dem Desinteresse der Schüler vor allem auch daran, dass es die Lehrer nicht interessierte.

Eine besondere Erwähnung verdienen die Diskussionen bezüglich eines Kuchenverkaufes in der Fastenzeit. Nach vielen Debatten mit unserem Schulleiter und einer Menge Argumente, die für den Verkauf sprachen, wurde uns dieser untersagt. Selbst der differenzierte Kompromissvorschlag eines Religionslehrers, nur Trockenkuchen zu verkaufen, wurde von Herrn Otte kalt lächelnd abgewiesen. Schade!

Wer von emotional geführten Diskussionen wie dieser nichts mitbekommen hatte, erfuhr davon spätestens im SchülerVZ, in dem sich übrigens auch Herr Otte wirklich überaus gut auszukennen scheint.

Obwohl wir deswegen einige Gruppen wieder einstampfen mussten, sind wir doch positiv überrascht, dass die verpflichtenden Computer- und EDV-Kurse für Lehrer anscheinend tatsächlich zu großem Interesse an den modernen Medien führen.

Einige von uns sind jetzt außerdem um die Erfahrung reicher, wie man sich fühlt, wenn man im Lehrerzimmer am schwarzen Brett zur Fahndung ausgeschrieben ist.

Im Rückblick finden wir das alles vor allem lustig.

Insgesamt haben Sie, Herr Otte, unserer Schulzeit einen tollen Rahmen gesetzt. Sie haben für guten Unterricht gesorgt, großzügig Musikprojekte und AGs gefördert.

Vor allem aber waren Sie bei Schülerproblemen aller Art immer ansprechbar, offen, flexibel und verlässlich und auf das Wohl des Schülers bedacht. Wenn es wirklich wichtig war, wenn es wirklich drauf ankam, waren Sie für uns da.

Zur Schulleitung gehört natürlich auch Frau Pickartz, in der einige von uns vor allem ein Hindernis sahen, das es zu überwinden galt, wenn man die Schule vor offiziellem Schulschluss verlassen wollte.
So lernte Frau Pickartz jegliche kleinen und großen, objektiven und subjektiven Gebrechen und Wehwehchen der angehenden Abiturienten kennen, wodurch sie sich zu einer echten Expertin auf diesem Gebiet entwickelte. Ihre Arbeit als Oberstufenkoordinatorin, ihre Verlässlichkeit, ihr Engagement und ihre vortreffliche Organisation haben wir zwar selten gewürdigt, aber umso mehr davon profitiert.

Wenn man von Organisation spricht, geht das nicht ohne Frau Stilz und Frau Wiese.
„Das Schul-Universal-Wissen“, „das eigentliche Gehirn der Schule“, „unnachgiebige Wächter des Bücherbestandes“, „Kühlpack-Beaufsichtiger“, „Kreideverteilstation“, „Telefonzelle für halbtote Unterstufenschüler“, „Schlüssellieschen“, oder kurz: Das Sekretariat.
Niemand von uns hätte neun Jahre St. Ursula ohne Sie überstanden.

Immer am Herzen lagen wir unseren Lehrern. Es war bestimmt nicht immer leicht, unseren Haufen im Zaum zu halten, doch unserer Meinung nach ist es Ihnen zumeist gut gelungen und sie haben wirklich gute Arbeit geleistet. Danke dafür!

Unter diesen Lehrern stechen natürlich unsere Stufenleiter ganz besonders hervor, da sie uns in den letzten drei entscheidenden Jahren begleitet haben und wir ihnen vieles verdanken. Zu Beginn unserer Oberstufenlaufbahn hatten Herr Ovelhey und Frau Windisch die Ehre, uns zu beaufsichtigen und für unser Wohl zu sorgen. Da uns Herr Ovelhey bedauerlicherweise verließ, übernahm Frau Legutke sein Amt.
In der Stufe 13 wurde das Stufenleiterduo nochmals umbesetzt. An Frau Windischs Seite stand nun die ähnlich süße und knuffige Frau Wortmann. Aufgrund ihrer lieben Umgangsweise und ihrer fürsorglichen Art wurden sie von vielen schon nach einigen Wochen als Stufenmamis angesehen. Bis zum heutigen Tag sind sie dieses Image nicht wieder losgeworden, denn wir vertrauen noch heute ihren Entscheidungen und fühlen uns in ihrer Gegenwart geborgen. In den drei Jahren hatten sie mit uns einiges zu tun, viele stressige Tage und bestimmt einige schlaflose Nächte. Aber wie Sie sehen hat es sich gelohnt, denn ohne Sie würden einige gleich nicht hier stehen und Sie anstrahlen.

Der Nächste in der Reihe ist unser Hausmeister: Dirk.
Nach einem Zeitalter von Hausmeistern, denen man als kleiner und ängstlicher Unter- und Mittelstufenschüler nicht gerne über den Weg gelaufen ist, kam Dirk an unsere Schule und der Beliebtheitsgrad des Hausmeisteramtes stieg in schwindelerregende Höhen.
In den verzweifeltsten Situationen rettete uns Dirk mit seinem 24-Stunden-Service und erschien uns wie Herkules: Halb Gott und halb Mensch.
Die Frauen wickelte er mit seinem charmanten und schelmischen Lächeln direkt um den Finger und bei den Jungen punktete er mit seinem handwerklichen Können und seiner netten Art.

Ganz besonders wichtig sind uns unsere Familien: Mütter, Väter, Onkel, Tanten, Omas, Opas, Schwestern, Brüder. Gerade zu Hause erhielten wir die Aufmerksamkeit und Unterstützung, die wir nach einem schlechten Tag brauchten, um wieder aufgebaut zu werden und nicht den Mut zu verlieren. Mit einer Familie im Rücken, die Verständnis zeigt, sind vermeintlich schlimme Dinge doch direkt leichter zu ertragen.
Deshalb danken wir allen Müttern, Vätern und weiteren Familienangehörigen ganz besonders für ihre Liebe, ihr Vertrauen, ihre Einfühlsamkeit und ihren Beistand.

Unersetzliche Wegbegleiter schließlich waren wir uns als Stufe gegenseitig. Denn wir haben nicht nur zweimal die alten 13er im Fußball geschlagen, nein, wir auch gemeinsam unser Abi gerockt. Als Leidensgenossen und vor allem als gute Freunde haben wir 9 Jahre mit abschließendem Abistress zusammen durchgemacht. Ohne unsere Freundschaften wäre die Zeit nur halb so schön und halb so lustig gewesen. Freundschaften, die mit Sicherheit auch nach der Schulzeit erhalten bleiben, nachdem wir heute Abend unsern Abschluss richtig gefeiert haben werden.

Nun möchten wir uns bei den angesprochenen Personen im Namen der Stufe 13 recht herzlich bedanken:

Herr Otte und Frau Pickartz: Sie waren ein sich gut ergänzendes Schulleiterteam. Diese Ära geht nun jedoch leider zu Ende.
Wir danken ihnen für ihre Anstrengungen und wünschen Ihnen beiden ganz viel Glück für die Zukunft, für Sie, Frau Pickartz, als neue Schulleiterin dieser Schule und für Sie, Herr Otte, viel Spaß, Entspannung und Ruhe in ihrem verdienten Ruhestand.

Frau Stilz und Frau Wiese, wir danken Ihnen, dass sie immer die Ansprechpartnerinnen für alle Probleme und Problemchen waren und uns gern geholfen haben.

Herr Ovelhey, Frau Legutke, Frau Wortmann und Frau Windisch, wir schätzen ihre Kooperationsbereitschaft, Fürsorge, den Beistand und die tolle Zusammenarbeit sehr und sagen einfach nur: Danke, Sie haben das wirklich toll gemacht!

Lieber Dirk, wir danken dir im Namen der Stufe für deinen Einsatz und die Freundlichkeit, mit der du uns immer gegenüber getreten bist. Vielen Dank!

Bevor wir das vergessen, bedanken uns auch noch bei allen, die heute morgen hier helfen, uns unseren Abschied zu verschönern: Bei den Musikern, bei der PA-AG mit Herrn Schmidt und bei der Licht-AG mit Frau Esser und Florian Hausmann. Danke schön!


zurück